Nach Platz 31: Leyhes Hoffnung ruht jetzt auf den beiden „Heimspringen“

Das Grübeln bleibt. Und dieses Gefühl der Ungewissheit. Auch drei Wochen vor dem ersten Skisprung-Wettkampf in Peking ist Stephan Leyhe noch nicht in Olympiaform.
Ein Großteil seiner deutschen Teamkollegen aber auch nicht, wie sich Samstag und Sonntag beim Weltcup in Zakopane zeigte. Während sich Österreicher und Slowenen in Polen beinahe geschlossen in starker Form präsentierten, konnte Bundestrainer Stefan Horngacher am Sonntag im Einzel-Wettkampf nur mit Karl Geiger restlos zufrieden sein.
Hinter dem Gesamt-Weltcup-Zweiten, der Zweiter hinter dem verdienten Sieger Marius Lindvik (Norwegen) wurde war Markus Eisenbichler als Zehnter zweitbester im DSV-Team. Dann klaffte eine Lücke – Severin Freund (20.) verpasste mit einem verpatzten Finalsprung eine Top-15-Platzierung und damit die Erfüllung der Olympianorm. Und danach? nicht mehr aus deutscher Sicht.
Leyhe fehlen 0.7 Punkte zum Finale
Während Andreas Wellinger vorsichtshalber auf Wettkämpfe verzichtete, nachdem er nach dem ersten Trainingssprung einen Stich im Knie verspürt hatte, hatten die übrigen drei Deutschen früh die Klamotten gepackt. Stephan Leyhe fand man am Ende des ersten Durchgangs auf dem Platz wieder, den niemand haben will: 31. Nur 30 kommen bekanntlich weiter. 0,7 Punkte fehlten dem Schwalefelder dazu.
„Bei diesen Bedingungen muss alles passen beim Sprung“, hatte ZDF-Experte Toni Innauer zwei, dreimal gesagt beim Blick auf Springer, die nach oben Luft hatten. Und er meinte damit oft auch Leyhe und Co. Mit 127 Metern hatte sich der Upland-Adler relativ souverän, aber ohne zu glänzen für den Wettbewerb qualifiziert. Am Freitag war die „Quali“ gestrichen worden, weil wegen zu starken Windes nicht viel ging – Ende nach 47 Trainingssprüngen.
Im Wettkampf hätten die 127 Meter wohl gereicht, um ins Finale zu kommen. 122,5 Meter waren nicht viel weniger als andere, die ebenfalls mit dem Rückenwind zu kämpfen hatten, aber sie waren zu wenig. Zum zweiten Mal in dieser Saison verpasste Leyhe die Top 30. Wie Anfang Dezember in Wisla – Polen: kein gutes Pflaster diesmal.
Trainer Horngacher: „Zu drucklos am Schanzentisch“
Insgesamt aber kann wohl auch Stephan Leyhe, der mit den knappen Worten „das war heute leider kein guter Sprung“ seine Enttäuschung zum Ausdruck brachte, derzeit selbst nicht so genau sagen, wie gut seine Form ist. Das zeigte sich schon im Teamwettkampf am Samstag.
Und Bundestrainer Horngacher ist in der Frage „Wen nehmen wir mit zu Olympia?“ immer noch nicht viel weiter. Constantin Schmid 37.) und Pius Paschke (46.) waren gestern erneut hinter Leyhe zu finden. „Zu drucklos am Schanzentisch. Das ist auf dieser Schanze zu wenig “, sagte Horngacher zu den Sprüngen von Leyhe, Schmid und Paschke.
Der Upländer hat in München seine Olympia-Kleidung schon erhalten. Ob er sie tragen kann, wird der Team-Weltmeister von 2019 erst in einer Woche erfahren. Trainer Horngacher bestätigte noch einmal, dass die finale Nominierung des deutschen Teams erst nach den Springen in Titisee-Neustadt, also in der Woche vor dem Weltcup in Willingen, erfolgen wird. Viel Hoffnung ruht nun auf den „Heimspringen“ in Leyhes Heimat und zuvor in seiner Wahlheimat im Schwarzwald : Kann sich der Willingen-Sieger von 2020 dort nochmal einen Selbstbewusstseins-Kick verpassen für Olympia?
Erstaunliche Notiz am Rande: In der inoffiziellen Wertung zum „Distance Award“, bei dem alle Wertungssprünge des Weltcup-Winters addiert werden, liegt Stephan Leyhe mit 3.400,0 Metern auf Platz acht noch vor Markus Eisenbichler (3.361,5). Es führt Karl Geiger (3.821,5). (Dirk Schäfer)