1. WLZ
  2. Sport
  3. Skispringen

Heute startet der Willinger Weltcup: Die Bühne ist bereitet, der Steilhang macht noch Arbeit

Erstellt:

Von: Gerhard Menkel, Dirk Schäfer

Kommentare

Daumen hoch: Schanzenchef Andy Rohn am Anlauf. Er und die freiwilligen Helfer mussten gestern noch einen Extraeinsatz im Aufsprung leisten.
Daumen hoch: Schanzenchef Andy Rohn am Anlauf. Er und die freiwilligen Helfer mussten gestern noch einen Extraeinsatz im Aufsprung leisten. © bb

Die Bühne ist bereitet: Zum zweiten Mal wird von heute bis Sonntag ein Weltcup in Willingen ohne Zuschauer und Party ausgetragen. Am Donnerstag galt es noch, letzte Weichen zu stellen.

Willingen – Das durch die Coronalage erzwungene „Geisterskispringen“ bildet den Rahmen für eine echte Premiere – erstmals sieht der Mühlenkopf eine Flugschau von Frauen und Männern am selben Wochenende. 48 Springer und 28 Springerinnen aus 15 Nationen sind gemeldet.

„Ready to jump“, sagte am Donnerstagmittag der Technische Delegierte (TD) Gabriel „Jelko“ Gros, nachdem der Anlauf besichtigt und vermessen war. Kurz bevor die Springer den Schanzentisch verlassen, ging Gros in die Knie und beugte sich tief über die Spur. Der TD des Internationalen Skiverbands FIS und sein Kollege Sandro Sambugaro prüften mit Wasserwaage und Alulatte, ob die letzten acht Meter des Anlaufs so grade verlaufen wie vorgeschrieben. Sie maßen die Tiefe der Spur nach („die Kante der Spur muss 3,5 Zentimeter sein“), und dann war der erste Teil ihrer Inspektion durch.

Ski-Club Willingen: Ein erster Dank vom Präsidenten

„Der Anlauf ist sehr gut präpariert“, gab der Slowene zu Protokoll, der zum dritten als TD für den regelkonformen Ablauf des Willinger Skisprung-Weltcups verantwortlich ist. „Eine top vorbereitete Schanze“, sagte der Slowene, nachdem er sie gemeinsam mit dem Willinger Rennleiter Volkmar Hirsch, Schanzenchef Andy Rohn und dem Leiter des Teams Anlauf Sebastian Szlachta in Augenschein genommen hatte.

Das „ top vorbereitet“ stimmte am Mittag aber nur für den Teil der Anlage, auf dem die Springer Fahrt aufnehmen. „Da habe ich auch keine Problem gesehen, weil ich weiß, dass die Truppe von Sebastian Szlachta sehr gute Arbeit leistet“, sagte Rennleiter Volkmar Hirsch. Szlachta ist der Chef Anlauf und war bei der Abnahme ebenfalls dabei, ebenso Schanzenchef Andy Rohn. Probleme bereitete den Willingern der Aufsprunghügel, den Gros und Sambugaro in einer Extrarunde am Nachmittag in Augenschein nahmen.

Nach der Abnahme erster Teil: (von links) Schanzenchef Andy Rohn, Technischer Delegierter Gabriel Gros, Anlaufchef Sebastian Szlachta, Rennleiter Volkmar Hirsch, Technischer Delegierter Sandro Sambugaro am Schanzentisch. Die Masken mussten aufbleiben.
Nach der Abnahme erster Teil: (von links) Schanzenchef Andy Rohn, Technischer Delegierter Gabriel Gros, Anlaufchef Sebastian Szlachta, Rennleiter Volkmar Hirsch, Technischer Delegierter Sandro Sambugaro am Schanzentisch. Die Masken mussten aufbleiben. © Gerhard Menkel

Teil zwei der Inspektion verlief dann nicht ganz so glatt. Für den Ski-Club blieben noch Hausaufgaben zu machen, wie Rohn berichtete. „Wir waren bis in die Nacht zu gestern hinein zu Gange. Aber der Aufsprunghang hält nicht“, so Rohn. Ganze Schollen seien abgebrochen. Er vermutet zu trockenen und grieseligen Schnee als Ursache für die Probleme, die es so seit vielen Jahren nicht mehr gab. Da die Pistenraupe zu schwer ist, mussten das Tretkommando mit dem Team Aufsprung ran. Mit dem Schneehobel wurde der Hang nochmals abgezogen.

Dass es den ganzen Tag über geregnet oder genieselt hatte, freute den Schanzenchef. „Das kommt uns entgegen, weil der nasse Schnee dann fester wird. Wenn dann die Temperaturen über Nacht noch Richtung null Grad gehen, wäre das noch besser.“

Die Schneeauflage am Hang könne dann noch einmal angedrückt werden. Er hoffte zudem auf ein bisschen Neuschnee obendrauf und zeigte sich zuversichtlich, dass bis heute um 10 Uhr alles startklar ist. Gabriel Gros war da zuversichtlich. „Die Mannschaft hier in Willingen ist sehr erfahren Ich weiß, diese Schanze ist hier immer sehr gut vorbereitet.“

„Wenn wir etwas machen, dann machen wir es richtig“, bekräftigte Jürgen Hensel, Der OK-Chef, einer von drei Präsidenten des Ski-Clubs Willingen, wandte sich dabei ausdrücklich an die ehrenamtlichen Unterstützer. „Ich möchte jedem, der sich hier einsetzt, von Herzen danken“, sagte er. Das sei angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen nicht ohne Risiko. Um Infektionen so weit wie möglich zu vermeiden, wird ein wahrer Testmarathon für alle Beteiligten organisiert.

Ohne negativen PCR-Test geht gar nichts

Vor dem eigens gecharterten Testbus am Mannschaftshotel „Hochsauerland 2010“ bildeten sich gestern lange Schlangen. Skispringer, Offizielle, freiwillige Helfer, Hotelmitarbeiter und Journalisten standen an zum PCR-Test – ohne Negativnachweis aus dem Labor darf in den Weltcup-Tagen niemand an die Mühlenkopfschanze. Zusätzlich müssen alle Beteiligten täglich einen negativen Schnelltest vorlegen; eine Testung ist auch an der Schanze möglich. (mn)

Das Wettbewerbs-Wochenende eröffnen heute um 12 Uhr die Frauen mit dem Prolog anstelle der Qualifikation – sie ist überflüssig geworden, weil alle 28 Springerinnen für den Weltcup am Samstag qualifiziert sind. Gleiches gilt für das Feld der Männer. Bei 50 Startplätzen und nur 48 Springern wird ein Prolog ohne den ganz großen Druck ausgetragen. Preisgeld gibt‘s freilich dennoch. Der erste Wettkampf steht um 16 Uhr mit dem Mixed-Springen im Plan (live im ZDF und auf Eurosport).

Insgesamt 430 „Free Wills“, weniger als ein Drittel der in normalen Kultweltcup-Zeiten eingesetzten etwa 1500 freiwilligen Helfer, wollen für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Muss nur noch das Wetter mitspielen. OK-Chef Hensel ist da ziemlich guter Dinge. „Ich würde sagen, es läuft ziemlich normal ab.“ Der problematische Südostwind sei nicht angekündigt.

Skisprung-Weltcup in Willingen: Fast alle Stars sind dabei

Eines kann man aber sagen: Auch wenn knapp die Hälfte der für Olympia vorgesehenen Springerinnen und Springer auf die Teilnahme in Willingen verzichtet: Nur wenige Stars fehlen, wenn heute ab 10.30 Uhr die ersten Sprünge gemacht werden.

Bei den Frauen fehlen nut zwei Athletinnen aus den Top Ten der Weltcup-Gesamtwertung: Japans Rekordsiegerin Sara Takanashi und die verletzte Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz.

Bei den Männern sind von den besten 20 des Gesamtweltcups 18 am Start. Nur der Siebtplatzierte Jan Hörl und der mit Stephan Leyhe gleichauf auf Platz 16 liegende Clemens Aigner lassen aus. Ihr österreichisches Team hatte die meisten Änderungen im Kader vorzunehmen.

Der Prolog vor dem heutigen Prolog: der Gang durch den Testbus am Hotel. Auch die japanischen Springer ließen dort gestern die ersten PCR-Test durchführen.
Der Prolog vor dem heutigen Prolog: der Gang durch den Testbus am Hotel. Auch die japanischen Springer ließen dort am Donnerstag die ersten PCR-Test durchführen. © Dirk Schäfer

Vermissen wird man zwei 2018er Sieger von Willingen. Die Norweger Daniel Andre Tande und Johann Andre Forfang waren in der vorigen Woche positiv auf Corona getestet und hoffen nun bis Peking wieder negativ zu sein.

Bei den Polen kehren die Topleute zurück und hoffen auf ein Ende ihrer Formschwäche. Slowenen und Japaner sind ebenso wie das deutsche Team in voller Stärke im Upland.s (Gerhard Menkel/Dirk Schäfer)

Lesen Sie auch: Warum Stephan Leyhe das Heimspringen locker angeht

Auch interessant

Kommentare