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Klitschko schickt Powetkin ins Krankenhaus

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Alexander Powetkin musste viel einstecken. Er lag zwei mal auf den Brettern. © AFP

Moskau - Wladimir Klitschko bleibt nach seinem klaren Punktsieg gegen Alexander Powetkin souveräner Weltmeister im Schwergewicht. Wer das nächste „Opfer“ des Ukrainers wird, steht noch nicht fest.

Als Wladimir Klitschko am Sonntagmorgen um 3.10 Uhr immer noch über seinen souveränen Sieg im „Machtkampf von Moskau“ sprach, hatte sich Alexander Powetkin längst zur Untersuchung in ein Krankenhaus bringen lassen. Während der nur leicht lädierte Champion aus der Ukraine seine WM-Titel behielt und auch nach einer fast endlosen Fragestunde immer noch gute Laune hatte, war der unterlegene Herausforderer schwer gezeichnet. Und obwohl Klitschko im bedeutendsten Schwergewichtskampf der letzten zehn Jahre nicht brillierte, gehen dem Ukrainer nun endgültig die Gegner aus.

„Ich musste mich schinden, aber es hat sich gelohnt“, sagte Klitschko nach dem einstimmigen Punktsieg (119:104, 119:104, 119: 104), der ihm den 61. Erfolg im 64. Profikampf brachte: „Jetzt möchte ich mich einfach entspannen. Ich mache keinen Urlaub, aber suche etwas Abwechslung von der Arbeit.“ Seit mehr als neun Jahren hat der 37-Jährige nicht verloren, die Titel der Weltverbände WBA, IBF und WBO kann ihm niemand streitig machen.

Auch der tapfer kämpfende Powetkin wird dazu nach seinem Heimspiel vor 14.000 Zuschauern in der ausverkauften Moskauer Olympiahalle wohl keine Chance mehr bekommen. „Es steht keine Revanche an“, sagte Klitschkos Manager Bernd Bönte: „Wenn jemand wie Wladimir wirklich jede Runde klar gewinnt, dann muss man darüber nicht mehr diskutieren.“

Die Maximalwertung von 120 Punkten hatte Klitschko nur wegen eines Punktabzugs verpasst, an seiner Dominanz änderte das nichts. „Ein bisschen schade“ fand es Klitschko trotzdem, dass er es im Duell der Olympiasieger nicht schaffte, Powetkin auszuknocken. „Ich habe es versucht, aber es hat nicht ganz gereicht“, sagte „Dr. Steelhammer“.

In der siebten Runde hatte Klitschko den drei Jahre jüngeren Powetkin kurz vor dem Knock-out, drei Mal wurde der „Russische Ritter“ angezählt. Nach 26 Profisiegen konnte Powetkin seine erste Pleite nicht verhindern, dafür agierte Klitschko zu intelligent. „Es lief nicht so, wie ich wollte, aber ich habe mich ins Zeug gelegt. Er war stärker, er ist weltweit der beste Boxer“, lobte Powetkin.

Zur Pressekonferenz tief in der Nacht kam der Herausforderer wegen seiner Blessuren nicht mehr, immerhin kassierte er jedoch ein „Schmerzensgeld“ von 4,3 Millionen Euro, für Klitschko gab es die persönliche Rekordbörse von 12,88 Millionen Euro. „Ich habe mich nur auf den sportlichen Erfolg konzentriert“, sagte Klitschko trotzdem: „Ich mache das seit 17 Jahren, habe mich nie nur um Geld gekümmert.“

Klitschko verprügelt Powetkin: Die Bilder der Schlacht von Moskau

Auch den Kampf um die TV-Quote konnte Klitschko klar gewinnen. 11,02 Millionen TV-Zuschauer sahen seinen Fight bei RTL (Marktanteil: 35,4 Prozent). Die zeitgleich ausgestrahlte ZDF-Show „Wetten, dass ...?“ mit Markus Lanz fiel mit 6,85 Millionen Zuschauern (Marktanteil: 22,1 Prozent) auf den geringsten Wert, den je eine reguläre „Wetten, dass...?“-Sendung erzielt hat.

Ex-Weltmeister George Foreman zollte Powetkin trotz der schmerzhaften Niederlage Respekt. „Powetkin geht als Held aus dem Ring. So möchte ich Verlierer kämpfen sehen“, sagte „Big George“. Ex-Champion Lennox Lewis kritisierte das Niveau: „Ich meine, Powetkin hätte ein bisschen mehr machen können. Klitschko hat sich zu oft auf ihn draufgelegt, das sollte er als Weltmeister nicht machen.“

Am Ende war dem alten und neuen Champion die große Erleichterung deutlich anzumerken. Nach dem Triumph verteilte er Handküsse ins Publikum, reckte jubelnd die Fäuste in die Luft und genoss die „Klitschko, Klitschko“-Sprechchöre in vollen Zügen. Auch wenn beim politisch aufgeheizten Duell viele Fans gegen ihn waren, blieb die Stimmung friedlich. „Am Ende wurde es laut und emotional, wie das im Sport eben sein soll“, sagte Klitschko.

In dem russischen Präsidenten Wladimir Putin fehlte allerdings der Gast, mit dem in der ersten Reihe am Ring eigentlich alle gerechnet hatten. Der Powetkin-Fan erschien trotz anderslautender Gerüchte nicht, obwohl er angeblich höchstpersönlich mit dafür gesorgt haben soll, dass der Kampf in Moskau stattfand. Der Oligarch Andrej Ryabinsky hatte bei einer Versteigerung 23,2 Millionen US-Dollar (etwa 17 Millionen Euro) gezahlt.

Bei Klitschkos nächstem Kampf, der im Frühjahr 2014 stattfinden soll, wird es vermutlich nicht um eine so hohe Summe gehen, und ein Gegner steht ohnehin noch nicht fest. Ein Kandidat ist der beim Berliner Boxstall Sauerland unter Vertrag stehende Kubrat Pulew. „Es werden einige Namen gehandelt“, sagte Bönte: „Wer der nächste Gegner von Wladimir wird, werden nun die Weltverbände entscheiden - und das dann rechtzeitig mit uns absprechen.“

sid

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