Elektrisierender Bestseller - BMW X1/iX1 glänzt bei Dynamik und Komfort

Die dritte Generation des BMW X1 startet: größer, besser ausgestattet, intuitiver bedienbar und elektrifiziert. Vor allem der Stromer gefällt mit Power und Performance.
Er ist der Bestseller im BMW-Programm, schubst sogar immer wieder mal die Markenikone 3er vom Thron. Erst seit 2009 auf dem Markt, wurden vom X1 weltweit 1,9 Millionen Modelle abgesetzt. Rechnet man die China-Varianten mit langem Radstand hinzu, sind es sogar 2,7 Millionen.
Auf den ersten Blick macht das neue Kompakt-SUV Eindruck. Mit seinen scharf modellierten Flächen, Kanten und betonten Radhäusern sowie auffälligen Chromspangen nimmt es sichtbar Anleihen an iX und X3.
Groß und bequem
Apropos: In allen Dimensionen um mehrere Zentimeter gewachsen, reicht der 4,50 Meter lange, 1,85 Meter breite und 1,64 Meter hohe X1 mit 2,69 Meter Radstand nun fast an die erste X3-Generation heran. Das schafft gegenüber dem Vorgänger nicht nur mehr Platz im Innenraum, mit der ebenso um mehr als drei Zentimeter verbreiterten Spur und den erstmals bis zu 20 Zoll großen Rädern (Serie sind 17 Zoll) steht der Wagen sehr stämmig auf der Straße. Dennoch haben die Ingenieure es geschafft, die Aerodynamik durch allerlei Kniffe wie Luftklappensteuerungssysteme, Aircurtains, Heckdiffusor, integrierte Türgriffe sowie nahezu vollständig geschlossenem Unterboden für eine gezielte Luftströmung auf den Segment-Bestwert von cW 0,26 zu drücken.

Vorne und hinten sitzt man sehr bequem. Die Rücksitzbank lässt sich bei den Verbrenner-Modellen um 13 Zentimeter verschieben, die Lehnen sind im Verhältnis 40:20:40 umklappbar, optional auch in der Neigung zu verstellen. So variiert der Gepäckraum von 540 bis 1600 Liter, bei den Elektro- und Plug-in-Hybrid-Modellen schrumpfen die Werte auf 490 bis 1495 Liter. Je nach Modellvariante lassen sich bis zu zwei Tonnen an den Haken nehmen, der im X1 optional erstmals auch elektrisch ausfährt.
Einfache Bedienung
Von iX und i4, aber auch der neuen 3er-Baureihe adaptiert sind Cockpit und Instrumentenanordnung. Ins Auge fällt das Curved Display, das den Fokus auf Touch- und Sprachbedienung legt. Deutlich zu sehen an den wenigen Reglern und Knöpfen auf dem aufgeräumten Armaturenträger und auf dem Lenkrad, das mit seiner spärlichen Tastenbelegung an die Tesla-Volants erinnert. Dahinter verbinden sich unter der rahmenlos gebogenen Glasoberfläche ein 10,25 Zoll großes Informationsdisplay mit dem 10,7 Zoll großen Control-Display zu einer Einheit, die allerdings etwas kleiner ausfällt als in den übrigen neuen BMW-Baureihen (3er, 7er, 2er Coupé). Der einfachen, intuitiven Bedienung tut das aber keinen Abbruch.

Die Menüstruktur ist übersichtlich, und die einzelnen Funktionsfelder sind groß genug, um sie mit Smartphone-ähnlichen Tipp-, Wisch- und Spreizgesten auch bei wuseligen Verkehrsverhältnissen oder höherem Tempo sicher aufzurufen. Etwas lästig sind dafür die farbenfrohen Überblendungen des Fahrerlebnisschalters „MyModes“, die den Bildschirm blockieren und nur durch Drücken des Home-Buttons wieder zu beseitigen sind.
Die Materialien wirken sehr hochwertig und sind aufwendig verarbeitet. Die meisten Flächen sind unterschäumt und da, wo Plastik zu fühlen ist, wurde es optisch aufgewertet.
Schon der Einstiegsdiesel ist flott
Mit seinen Motoren ist der X1 flott unterwegs. Aus dem BMW-Werk in Regensburg, wo erstmals alle Modelle mit Verbrennungsmotor, Plug-in-Hybrid-Systemen und rein elektrischem Antrieb auf einer Fertigungslinie entstehen, rollen seit Oktober je zwei Diesel- und Benziner-Varianten, das Einstiegsmodell noch mit einem 136 PS (100 kW) starken Dreizylinder, die beiden stärksten Motorisierungen mit einem 48-Volt-Mildhybridsystem elektrifiziert. Seit wenigen Wochen folgen die beiden Plug-in-Hybrid x-Drive25e mit 180 kW (245 PS) und x-Drive30e mit 240 kW (326 PS) sowie der Stromer iX1 x-Drive30 mit mehr als 230 kW (313 PS).

Schon der Vierzylinder-Einstiegsdiesel s-Drive18d wirkt trotz 150 PS (110 kW) sehr munter und setzt sich beim Antritt und im konstanten Dauerlauf mit ordentlichen 360 Nm Drehmoment in Szene, vor allem im Sport-Modus. Allerdings ist der Selbstzünder mit schepperndem Sound stets präsent. Der geht beim 218 PS (160 kW) starken Benziner x-Drive 23i in ein Flüstern über.
Auch das Mildhybrid-Topmodel kommt mit identischer Schubkraft zügig und trittsicher aus den Startblöcken, begeistert aber auch mit spontanem Zwischenspurt. Kaum sieben Sekunden vergehen für den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100, wobei das Doppelkupplungsgetriebe die Kraft nahtlos und aufmerksam in Vortrieb umsetzt.
Der gelungenen Fahrwerkabstimmung ist es egal, welcher Motor unter der Haube werkelt. Ob Diesel oder Benziner, der X1 reagiert mit straffer, aber nicht unkomfortabler Federung, agilem Handling und präziser Lenkung. Auch der X1 profitiert nun serienmäßig von der „Aktornahen Radschlupfbegrenzung“, die mit schnelleren und exakteren Regeleingriffen in jeder Lebenslage Traktion und Fahrstabilität gewährt. Zu empfehlen ist das optionale adaptive M-Fahrwerk, das eine „frequenzselektive Dämpfung“, eine Sportlenkung sowie eine Tieferlegung um 15 Millimeter umfasst. Bei allen X1-Modellen kommen der Fahrdynamik, neben dem verlängerten Radstand und der größeren Spurweite, die Leichtbauweise und verbesserte Steifigkeit zugute.

Das gilt besonders für die Elektro-Version iX1. Die verbesserte Aerodynamik soll bei dem SUV-Stromer mit seiner 64,7-kWh-Batterie bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 18,4 bis 17,3 kWh nach WLTP 413 bis 438 Kilometer betragen. Je eine E-Maschine an der Vorder- und Hinterachse sorgen beim iX1 x-Drive30 für einen elektrischen Allradantrieb mit einer Gesamtleistung von 230 kW (313 PS). Mit dem Systemdrehmoment von 494 Nm katapultiert sich der Wagen ansatzlos aus dem Stand in 5,7 Sekunden auf Tempo 100. Die Spitze wird hier elektronisch bei 180 km/h gekappt.

Mit Gleichstrom kann der Hochvolt-Akku mit maximal 130 kW in 29 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden, mit Wechselstrom dauert eine volle Ladung bei elf kW 6,5 Stunden, optional mit 22 kW ist der Energiespeicher aber auch nach 3:45 Stunden wieder vollständig gefüllt. Durch die flach im Boden eingebaute Batterie und dem daraus resultierenden Schwerpunkt bringt den iX1 so schnell nichts aus der Ruhe. Das Fahrwerk kaschiert sowohl die schwere Fracht als auch die Unebenheiten im Asphalt. Ein sehr zuverlässig funktionierendes Feature ist die adaptive Rekuperation zur Energierückgewinnung. Auch bei nicht aktivierter Zielführung nutzt es die Daten des Navigationssystems und der Sensoren der Fahrerassistenzsysteme, um das Tempo an Kreisverkehre, vorausfahrende Fahrzeuge, Tempolimits oder Ortseingangsschilder anzupassen, sobald der Fahrer den Fuß vom Fahrpedal nimmt.
Mehr in die Kategorie nette Spielerei fällt hingegen die Boost-Funktion. Drückt man die Taste auf dem linken Lenkrad-Paddle, läuft ein Zehn-Sekunden-Countdown, in dem der Stromer in schwindelerregender Beschleunigung nach vorne schießt. Und der von Hollywood-Komponist Hans Zimmer entwickelte „IconicSound“, der bei jeder Bewegung des Fahrpedals einen an- und abschwellenden sphärischen Antriebssound im Innenraum erklingen lässt, ist immer optional.
Umfangreiche Ausstattung
In Zukunft wird es neben der Basis nur noch die beiden Grundausstattungen x-Line und M Sport geben, dazu individuell zusammengestellte Ausstattungspakete. Serienmäßig an Bord sind jetzt unter anderem ein Navigationssystem, eine Zwei-Zonen- Klimaautomatik, zahlreiche Fahrerassistenzsysteme, Parkassistent einschließlich Rückfahrkamera sowie weitere digitale Services. Der iX1 ist außerdem ab Werk mit einer Standklimatisierung zum Aufheizen oder Abkühlen des Innenraums vor Fahrtantritt ausgestattet. Dazu gibt es Assistenzsysteme wie den Kollisionswarner mit Bremseingriff, Verkehrszeichenerkennung, Spurverlassenswarner mit Lenkeingriff, Tempomat mit Bremsfunktion sowie eine Ausweichhilfe. Weitere elektronische Helfer wie Spurwechsel-, Querverkehr-, Heckkollisions- und Ausstiegswarner kosten dagegen Aufpreis. Ebenso kamera- und radarbasierte Systeme wie Lenk- und Spurführungsassistenten, aktive Temporegler mit Stop & Go-Funktion bis 180 km/h oder ein automatischer Speed Limit Assist, die ein automatisiertes Fahren auf Level 2 ermöglichen. Die erweiterte Serienausstattung hat auch höhere Einstiegspreise. So startet der X1 s-Drive18i mit Dreizylinder-Benziner nun ab 43.900 Euro, die von uns gefahrenen Version s-Drive18d kostet 46.450 Euro und der Top-Benziner ist nicht unter 54.300 Euro zu haben – in den jeweiligen Grundausstattungen. Und der iX1 kostet mindestens 55.000 Euro. Frank Wald/cen