1. WLZ
  2. Waldeck
  3. Bad Arolsen

Ein Schmuckstück für die Wetterburg

Erstellt:

Kommentare

Zwei Männer und eine Frau betrachten ein Kunstwerk, das den Kölner Erzbischof mit Kölner Stadtwappen und den Waldecker Grafen darstellen sollen.
Der Arolser Künstler Dieter Blum (links) hat ein symbolträchtiges Denkmal für die Wetterburg geschaffen. Die Stele mit Inschrift und Abbildungen wurde von dem Kasseler Architektenpaar Claudia Breitenbacher und Jürgen Schuh in Auftrag gegeben, die Teileigentum an der Wetterburg halten © Günter Göge

Der Arolser Künstler Dieter Blum hat ein symbolträchtiges Denkmal für die Wetterburg geschaffen.

Bad Arolsen-Wetterburg – Die Burg diente über Jahrhunderte quasi als Zollstation an der Grenze zwischen der Grafschaft Waldeck und dem zu Kur-Köln gehörenden Volkmarsen. Diesen Umstand greift die von Blum geschaffene Stele auf und zeigt oben den Erzbischof von Köln mit dem Kölner Stadtwappen und darunter den Waldecker Grafen in der typischen Formensprache des Künstlers.

Dass wenigstens noch Zehntscheune und Amtshaus der Grafen (1576) des Renaissancebaus erhalten blieben, ist einem großangelegten Renovierungsprojekt in den 1980er Jahren zu verdanken.

Fakten und Fantasie mischen sich in Blums Kunst

In der heutigen Zeit kümmern sich die Eigentümer von Restaurant, Schulungszentrum und der Wohnungen um den Erhalt. Darunter ist auch das Architektenpaar Claudia Breitenbacher und Jürgen Schuh aus Freienhagen, die ihr Büro in Kassel betreiben. Sie kauften eine der sechs Wohnungen in dem früheren Amtshaus.

Wenn Dieter Blum (86) Geschichten erzählt, vermischen sich Fakten und Fantasie zu einem knallbunten Cocktail. Er springt gern über große Zeiträume in beiden Richtungen. Sein Unterhaltungsstoff lebt von der künstlerischen Freiheit.

Kuriositäten aus dem Atelier Caleidos

Schon die Form des säulenartigen Kunstwerks überrascht: Blum hat die Stele gewählt. Eine drei Meter hohe Säule, die in ihrer modernen Fassung als Blitzer ein Ärgernis ist für Autofahrer.

Blum – Baskenmütze, Bart und bunter Kittel – überführte jetzt die Stele von seiner Werkstatt in der Arolser Mannelstraße in die denkmalgeschützte Wetterburg. Das Kunstwerk ist ähnlich wie Figuren in seinem genialen Kunstgarten Caleidos gestaltet. Dort öffnet er regelmäßig die Ausstellungshalle für Besucher. Der Künstler taucht hier ein ins Spätmittelalter, um Geschichten zu erzählen.

Machtansprüche auf beiden Seiten

Der Kunststab zeigt oben den Erzbischof von Köln mit typischer Haube. Er ist der Widerpart der Waldecker um Heinrich VI. (Eiserner Heinrich). Der Geistliche reckt ein Gefäß in den Himmel.

Der Zorn des Geistlichen gipfelte in der Forderung nach Abriss der Schutzanlage. Denn der Graf hatte sie in Nacht- und Nebelaktion in den Wald gesetzt. Als Reaktion auf die neuen Burgen von Volkmarsen und Canstein.

Stammsitz des heimischen Adels

Der streitbare Heinrich II. fühlte sich in die Zange genommen. Der Kompromiss: Das Streitobjekt ging als gemeinsames Eigentum in die Grundbücher ein. Der Kirchenmann baute ein weiteres Haus für die eigenen Ritter auf das Burggelände. Sodann riefen beide zähneknirschend - den ewigen Burgfrieden aus.

Eine weitere Burg, die über der Eder thronte, bildete schon bald den Stammsitz des heimischen Adels: Das märchenhafte Schloss Waldeck. Gräfin Luidgard brachte sie mit in die Ehe. Die Dame war aber schnell wieder Solo. Graf Volkwin sah in ihrer Fallsucht unerwünschte Mängel an der Braut.

Mit der Burg als Grundstock bauten die Waldecker ein kleines Herrschaftsgebiet auf. Sie verfuhren nach dem Motto: Besser gut heiraten und geschickt verhandeln als schlecht kämpfen. Angesichts der Größe von Waldeck war das der bessere Weg.

Zurück zur Stele: Weiter unten auf dem Stab wird Philipp III präsentiert, der Waldecker Burgen-Bauer. Ganz unten Waldecker Stern und die Hauptgebäude der Wetterburg.

Die Hunnen hatten andere Pläne

Alles schön also? - Nicht ganz. Ein wenig Grusel zum Abschluss: Elf Hermelinschwänze im Kölner Stadtwappen erinnern an das Schicksal der Heiligen Ursula. An die Heerscharen von Jungfrauen, die die Königstochter der Bretagne mit ins Grab nahm. Zum Verhängnis wurde ihnen die Schönheit der hohen Dame.

Ihr liebliches Antlitz verzauberte jeden Mann, heißt es in den Geschichtsbüchern. Die Frau war der Hammer, würde man heute sagen. Sie mussten für den Plan des englischen Prinzen büßen, der die verwöhnte Dame für sich gewinnen wollte. Pech nur, dass die Hunnen eigene Plänen hatten. Sie fielen über sie her.

Gruselgeschichten im Kaminzimmer

Statt der ewigen Liebe fanden allesamt den Märtyrertod. Spannende Geschichten, gute Unterhaltung: Eine Bildgeschichte aus grauer Vorzeit präsentiert Blum wie ein Märchenbuch. Im Kaminzimmer der Burg steht nun die Stele. Sie wird dort sicher noch oft Gesprächsthema sein. (Günter Göge)

Auch interessant

Kommentare