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Bad Arolser Ehrenmal für würdiges Gedenken neu herrichten

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Von: Armin Haß

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Die Neugestaltung des Ehrenmals für die Toten der beiden Weltkriege auf dem Friedhof Bad Arolsen wird die kommunalen Gremien und Planer noch eine Weile beschäftigen. Unser Bild entstand bei einem Ortstermin des Umwelt-, Planungs- und Stadtentwicklungsausschusses, bei dem auch Alternativen diskutiert wurden.
Die Neugestaltung des Ehrenmals für die Toten der beiden Weltkriege auf dem Friedhof Bad Arolsen wird die kommunalen Gremien und Planer noch eine Weile beschäftigen. Unser Bild entstand bei einem Ortstermin des Umwelt-, Planungs- und Stadtentwicklungsausschusses, bei dem auch Alternativen diskutiert wurden. © Armin Haß

Die Renovierung und Neugestaltung des Ehrenmals für die Toten der beiden Weltkriege auf dem Friedhof Bad Arolsen wird die kommunalen Gremien und die Planer noch eine Weile beschäftigen.

Bad Arolsen – Bei einem Ortstermin des Umwelt-, Planungs- und Stadtentwicklungsausschusses, bei dem auch Alternativen diskutiert wurden, einigte man sich auf eine erneute Beratung in der sommerlichen Sitzungsrunde bis zur Stadtverordnetensitzung am 20. Juli.

Kostensteigerung um 85 000 Euro

Ende März hatte die Stadtverordnetenversammlung gegen die außerplanmäßige Ausgabe von 85 000 Euro für die Sanierung des großen Ehrenmals zum Gedenken der Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf dem Hauptfriedhof in Bad Arolsen gestimmt. Die Mehrheit will bei der Verteuerung des Projektes auf nunmehr 250 000 Euro nicht mitziehen.

Derweil bröckeln die Sandsteinmauern des großflächigen Ehrenmals weiter und wuchern Kräuter links und rechts des breiten Wegs zu der großen Bronzetafel mit den Namen von Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Und die beiden auf das Plateau führenden Steintreppen mit einem pittoresk von Wein überwucherten hohen Steinkreuz führenden Sandsteintreppen sollten auch mit etwas mehr Vorsicht begangen werden.

Abgeschlossener Bereich

Ohnehin wurden die schmiedeeisernen Tore zu dem großen Gelände früher nur für Kranzniederlegungen am Volkstrauertag geöffnet. Zur Gedenkfeier versammelten sich die meisten Teilnehmer auf der Fläche am Kreuz. Jahrzehntelang flackerten aus zwei Bronzeschalen links und rechts an den Innenmauern Flammen hoch.

Bürgermeister Marko Lambion berichtete, wie er Anfang der Neunziger Jahre als Soldat unten vor der Gedenktafel und später im Rahmen des Volkstrauertags als Stadtverordnetenvorsteher und schließlich als Bürgermeister mitwirkte. Der Zustand des Ehrenmals passe nicht mehr zu einem würdigen Gedenken. Mit seiner Ummauerung wirke das Areal für die täglichen Besucher nicht einladend.

„Kein Ort des Gedenkens mehr“

„Es ist kein Ort des Gedenkens mehr, an dem das Wort ,Nie wieder Krieg zum Ausdruck gebracht werden kann“, fasste Lambion die Beweggründe für die Pläne zur Sanierung und Umgestaltung durch eine Kasseler Garten- und Landschaftsplanerin zusammen.

Das Projekt war mehrfach verschoben und im Frühjahr wieder zur Diskussion gebracht worden - wegen der enormen Mehrkosten aufgrund der aufwendigen Arbeiten an den Sandsteinmauern, den Treppen und den Platten. Diese führten zum vorläufigen Stopp durch die Stadtverordneten.

Neue Planung gefragt

Eine vom Magistrat erbetene Zustimmung zu der außerplanmäßigen Mehrausgabe ist auch nach den abermaligen Beratungen in den vergangenen Wochen und nach dem Ortstermin am Dienstag nicht zu erwarten - eher eine Neuplanung.

Das schlug Ausschussvorsitzender Carlos Vicente (CDU) aufgrund der vielen Anregungen und Gegenvorschläge aus den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung vor. So überreichte Ulrich Fiedler (SPD) Lambion einen Plan für eine völlig offene, begrünte Gedenkstätte. Einen ähnlichen Vorschlag machte auch Ulrike Combé von Nathusius (Grüne).

Viele Vorschläge

Das Spektrum der Vorschläge reichte von einem Verkürzen des ummauerten Bereiches über ein Schleifen der Sandsteinbegrenzung mit Bau seitlicher Zugängen bis hin zu einem gänzlichen Niederlegen der Umgrenzung und dem Aufstellen der Namenstafel auf dem Platz oberhalb des Ehrenmals.

Alle diese Anregungen kommen dem von Lambion beschriebenen Ziel nahe, neben einem zeitgemäßen Gedenken die Aufenthaltsqualität auf dem Friedhof zu verbessern. Eine Öffnung des Areals sei ohnehin geplant.

Planer im Rathaus ausgelastet

Die Planung müsse aber nun geändert werden. In der Bauverwaltung seien jedoch die Fachleute wegen der verschiedenen Großprojekte (Stadien in Bad Arolsen und Mengeringhausen und Rathaus Landau) ausgelastet.

Elmar Kottenstede (Offene Liste) regte an, Kasseler Architekturstudenten mit einer Studie zu beauftragen. 

Nicht unter Zeitdruck

Zeitdruck bestehe nicht, versicherte Gerd Frese (CDU). Die Kosten müssten reduziert werden, sagte Fraktionskollege Uwe Gottmann. Die Planung müsse offen angegangen werden. Gedenken im christlichen Sinne und mit Bezug zur Geschichte ermöglicht werden.

Es dürfe nicht sein, dass Bürger sagten, die Stadt gebe „eine Viertelmillion für einen Bunker aus, die für einen Kindergarten besser angelegt sind“, sagte Thorsten Reuter (FWG).

Raum für Heimatforscher

Das Ehrenmal auf dem Friedhof Bad Arolsen für Tote des Ersten und des Zweiten Weltkriegs bietet noch ein weites Betätigungsfeld für Lokalhistoriker, denn Angaben zu Bauzeit, Planer und Erbauer liegen auf Nachfrage bei der Stadt nicht vor.

Das weitläufige, ummauerte Ehrenmal erstreckt sich in einer Achse zur Großen Allee und zu dem oberhalb gelegenen Plateau mit einem von Wein bewachsenem großen Steinkreuz, Grabstätten für Gefallene des Zweiten Weltkriegs hin zu einem Rondell, an dem ehemalige Kriegsgefangene und Kinder bestattet wurden.

Bronzene Platte

Kernstück des Ehrenmals ist eine große Bronzeplatte mit den Namen von Gefallenen. Über Herkunft, Einsatzbereiche und Schicksale der Toten wird dabei nicht informiert.  (Armin Haß )

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