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Landrat bei Arolser Friedensgebet: Das wird kein Sprint, sondern ein Marathon

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Von: Elmar Schulten

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Der Eingangsbereich zum Bad Arolser Bürgerhaus ist im Dämmerlicht mit gelben und blauen Scheinwerfern beleuchtet. Davor stehen die Redner und Sänger des Friedensgebetes.
Friedensgebet vor dem Bad Arolser Bürgerhaus. Neben Vertretern der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden spricht Landrat Jürgen van der Horst zu den rund 150 Teilnehmern. © Elmar Schulten

Zum fünften Friedensgebet nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hatten sich am Freitagabend, 25. März, wieder rund 150 Arolser vor dem Bürgerhaus versammelt.

Bad Arolsen - Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinden zitierten Bibelverse und beteten für die Opfer des Angriffskrieges. Gleichzeitig betonte Pfarrer Uwe Hoos-Vermeil das Recht auf Selbstverteidigung und äußerte Anerkennung für den Widerstandswillen der ukrainischen Bevölkerung. 

Landrat Jürgen van der Horst ging auf die verstörenden Bilder ein, die in den vergangenen Wochen aus den Kriegsgebieten in alle Welt verbreitet werden: „Krankenhäuser und andere zivile Einrichtungen werden zerbombt. Millionen von Menschen sind auf der Flucht. Es sind Menschen, die vor dem Nichts stehen, Menschen mit kleinen Kindern auf dem Arm.“

Angriffskrieg ohne Grund begonnen

Nie sei die Frage nach der Verantwortung für einen Krieg so klar zu beantworten gewesen. Putin und seine Mannschaft hätten den Krieg ohne Grund vom Zaun gebrochen, stellte der Landrat unmissverständlich fest und fügte hinzu: „Und das in einer Zeit, in der wir alle gehofft hatten, dass Krieg als Mittel der Politik ausgedient hätte.“

Van der Horst stellte auch fest, dass es beeindruckend sei zu sehen, wie sehr die Menschen in der Ukraine zueinander stünden und mutig zur Waffe griffen, um sich selbst und ihre Freiheit zu verteidigen.

Schon 1100 Flüchtlinge in Waldeck-Frankenberg

Zu den hellen Momenten der vergangenen Wochen gehöre auch zu sehen, „dass unser Wertesystem noch steht“. Die westliche Welt stehe zusammen. Alle seien bereit, Opfer zu bringen, Einschränkungen hinzunehmen und den Opfern zu helfen. 

Die Welle der Hilfsbereitschaft sei riesengroß. Auch im Landkreis Waldeck-Frankenberg seien schon 1100 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen worden. Diese Menschen seien in Wohnungen untergekommen, ohne offizielles Verteilungskonzept. Die Menschen hier hätten nicht gefragt, sondern einfach angepackt. 

„Wir bewundern den Mut“

All diese Ereignisse würden die Welt verändern und die Gesellschaft noch lange beschäftigen. „Wir werden auch den Zivilschutz neu denken müssen“, kündigte der Landrat an und fügte hinzu: „Dazu brauchen wir einen langen Atem. Das ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“ Von Friedensgebeten wie dem in Bad Arolsen gingen wichtige Signale des Friedens aus. 

Ähnlich äußerte sich Pfarrer Uwe Hoos-Vermeil: „Wir bewundern den Mut der ukrainischen Zivilgesellschaft und werden alles tun, um die Geflüchteten zu unterstützen.“ 

„Imagine“ und „We Shall Overcome“

Frieden sei mehr als die Abwesenheit von Krieg. Vor dem Hintergrund des Evangeliums seien die Christen davon überzeugt, dass es nicht möglich sei, Frieden mit Waffen zu schaffen. Unbestritten sei aber auch das Recht auf Selbstverteidigung im Anblick eines Aggressors.

Das Friedensgebet wurde musikalisch umrahmt von Bezirkskantor Jan Knobbe, der die Anwesenden zum Mitsingen von John Lennons legendären Hit „Imagine“ und des Protestliedes der afro-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung „We Shall Overcome“ aufforderte. Mit einem gemeinsam gesprochenen Vaterunser klang das Friedensgebet aus, das auch künftig jeden Freitag um 19 Uhr vor dem Arolser Bürgerhaus wiederholt werden soll. (Elmar Schulten)

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