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Museum der Stadt Bad Arolsen zeigt Kostbarkeiten der Bibliothek Brehm

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Von: Elmar Schulten

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Eine Gruppe von Männern und zwei Frauen steht um eine Vitrine mit einer aufgeschlagenen alten Bibel.
Eröffnung der Sonderausstellung mit den Kostbarkeiten aus der Bibliothek Brehm. Von links: Museumsleiterin Sandra Simshäuser, Referent Dr. Hartmut Wecker, Bürgermeister Marko Lambion, Rosmarie Haffner, die langjährige Lebensgefährtin des verstorbenen Büchersammlers Adolf Brehm, und der frühere Bürgermeister und Landrat Dr. Günter Welteke vor der Koberger Bibel aus dem Jahr 1483. © Elmar Schulten

Mit Millionenbeträgen haben Stadt, Landkreis und vor allem die Waldeckische Domanialverwaltung über 30 Jahre lang die Unterbringung einer gigantischen Bibliothek eines Schweizer Büchersammlers im Westflügel des Residenzschlosses finanziert.

Bad Arolsen – Gut ein Jahr nach dem Tod des Sammlers Adolf Brehm sind einige der schönsten Werke aus seiner Bibliothek nun erstmals einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.

Bei der Eröffnung der Sonderausstellung des Museums der Stadt Bad Arolsen gab Dr. Hartmut Wecker, der über viele Jahre als enger Vertrauter Brehms ungezählte Gespräche mit dem Sammler geführt hat, eine Einführung in die Sammlung und in die Gefühlswelt des Sammlers.

Erfolgreicher Unternehmer mit großem Traum

Brehm wurde am 15. September 1927 in Zürich geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Dennoch ermöglichte ihm sein Vater das Abitur. 1946 verbrachte er einen rund einjährigen Studienaufenthalt an der literaturwissenschaftlichen Fakultät der Université de Paris. 1948 nahm er ein Jurastudium an der Universität Zürich auf, das er 1955 abbrach.

Dennoch wurde er ein erfolgreicher Unternehmer in vielen Geschäftsfeldern. Sein erarbeitetes Vermögen investierte er in den Aufbau einer Büchersammlung. Damit habe er sich seinen Jugendtraum von einer Universalbibliothek zur Kultur des deutschsprachigen Raums verwirklicht, so Dr. Wecker.

Differenzen zwischen den Stiftern

1987 habe er sich beim damaligen Landrat Dr. Günter Welteke vorgestellt, den er für seine Idee einer gemeinsamen Stiftung mit Sitz im Residenzschloss überzeugt habe. Die Stiftungssatzung wurde 1990 vom Regierungspräsidium Kassel genehmigt. Zuvor hatten sich sowohl die Domanialkommission als auch der Kreistag jeweils einstimmig zur gemeinsamen Stiftungssatzung bekannt und die Realisierung des Projektes möglich gemacht.

Dr. Wecker weiter:  „Es sollte allerdings weitere rund eineinhalb Jahrzehnte dauern, bis die Räume im Westflügel des Schlosses so weit hergerichtet waren, dass sie die Sammlungen in ihrem ganzen Umfang aufnehmen konnten. Der Weg dorthin war von zahlreichen Differenzen zwischen den beiden Stiftern begleitet, was dazu führte, dass sich Adolf Brehm zunehmend enttäuscht in seine Stiftung zurückzog, inmitten seiner Bücher lebte und nur noch ein Minimum an sozialen Kontakten pflegte - bis zu seinem Tod am 21. April 2022 im Alter von fast 95 Jahren.“

Stiftungsvermögen reicht kaum aus

Brehm habe sich sozusagen in sein selbstgeschaffenes Paradies zurückgezogen. Die Ausstellung erlaube nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit einen Einblick in die vielfältigen Kostbarkeiten der ungewöhnlichen Sammlung.

Dazu gehören neben seltenen rund 44.000 Büchern, teilweise aus der Frühzeit des Buchdrucks, auch Uhren und Bibliotheksmöbel. In der Stiftungsverfassung hat der Stifter Adolf Brehm zehn Hauptziele niedergeschrieben, zu denen unter anderem auch der Nachdruck seltener Bücher gehört. Doch der Ertrag des Stiftungsvermögens dürfte auch bei steigenden Zinsen nicht ausreichen, diesen Wunsch zu erfüllen.

Bad Arolsen bietet kulturelle Fundgrube

Die Bibliothek Brehm Stiftung bildet zusammen mit der Fürstlichen Hofbibliothek, der Bibliothek des Waldeckischen Geschichtsvereins und der Waldeckischen Regierungsbibliothek, die bei der Domanialverwaltung verwahrt wird, eine kulturelle Fundgrube, die ihresgleichen sucht, wie Ulrike Hesse vom Museumsverein unterstrich.

Dr. Wecker: „Das Denken von Adolf Brehm kreiste vor allem um zwei zentrale Punkte: Das Buch als wichtigstes Medium von Bildung, geistigem, sozialem und kulturellem Fortschritt sowie die Bewahrung der deutschen Sprache und Kultur, die er durch das Zusammenrücken der Welt und die Folgen der Globalisierung einer massiven Gefährdung ausgesetzt sah.“

Einladung zur Schatzsuche

Wer mehr über die einzigartige Büchersammlung wissen möchte, kann sich bei der Sonderausstellung des Museums der Stadt Bad Arolsen mittwochs bis samstags von 14.30 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr informieren. Außerdem bietet die Stiftung Führungen an. Schließlich sein eine Vortragsreihe geplant, so Dr. Wecker. Bürgermeister Marko Lambion lud dazu ein, sich bei einem Besuch der laufenden Sonderausstellung auf Schatzsuche zu begeben. (Elmar Schulten)

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