Raps nicht verteufeln, sondern clever anbauen und mit Imkern sprechen

Für einen neuen, unbefangenen Blick auf den Raps wirbt der Landesbetrieb Landwirtschaft (LLH) im engen Schulterschluss mit den Imkern der Region.
Bad Arolsen-Wetterburg - „Zu lange sei Rapsanbau verteufelt worden“, weiß Pflanzenbauberater Rainer Even. Dabei ließen sich viele Probleme vermeiden, wenn sich zum Beispiel Landwirte und Imker miteinander absprechen würden.
Denn eigentlich stehen Bienen auf Raps. Rapshonig macht bis zu 40 Prozent der Gesamthonigernte eines Jahres aus und ist daher von großer wirtschaftlicher Bedeutung für Hobby- und Berufsimker. Auch die Landwirte profitieren, denn eine Bestäubung durch Honigbienen beeinflusst den Rapsertrag stark positiv - eine Win-win-Situation.
Spritzen erst nach Sonnenuntergang
Gleichzeitig ist ein profitabler Rapsanbau mit dem Einsatz von teilweise bienengefährdenden Pflanzenschutzmitteln verbunden. Damit beide, Imker und Landwirte, eine reiche Ernte einfahren, ruft der LLH zu Kooperation und Absprachen auf.
Wenn der Imker nämlich wisse, dass Pflanzenschutz auf einem Feld ausgebracht werden solle, könne er seine Völker entsprechend umziehen. Landwirte wiederum könnten das Ausbringen bestimmter Pflanzenschutzmittel auf den späten Nachmittag verschieben, denn spätestens bei Sonnenuntergang sind alle Bienen wieder zurück in ihren Häusern.
Umbau in Richtung regenerative Landwirtschaft
Der Wetterburger Landwirt Markus Otto, der nicht von ungefähr den Immenhof in Wetterburg bewirtschaftet, geht noch einen Schritt weiter und verzichtet fast vollständig auf chemischen Pflanzenschutz bei seinen Rapsfeldern. Bei einem Ortstermin mit den Imkern Alfred Mormann und Friedrich Althoff berichtete Otto, dass er seinen Betrieb systematisch auf regenerativen Pflanzenzenbau umstelle.
Dazu gehöre zunächst einmal eine strikte Fruchtfolge: Kein Getreide nach Getreide und keine Hackfrucht nach einer Hackfrucht. Und Raps wird nur nach einer fünf bis sechsjährigen Ruhepause wieder aufs gleiche Feld ausgesät. So hätten Schädlinge erst gar keine Chance, große Populationen zu bilden.
Gesteinsmehl und Kräutermischung
Auch das Ausbringen einer Unterfrucht mit der Rapsaussaat im Oktober könne helfen, die kleinen Rapspflanzen gut über den Winter zu bringen. Das koste zwar rund 100 Euro Saatgut pro Hektar, spare aber auf der anderen seite die Kosten für die Pflanzenschutzmittel, so Bauer Otto.
Zur Bekämpfung von Käferlarven die den Raps heimsuchen können, dazu gehören zum Beispiel Erdflöhe, der schwarze Kohltriebrüssler, der Stängelrüssler und der Glanzkäfer, spritzt Bauer Otto ein bestimmtes Gesteinsmehl aus Österreich, außerdem eine Käutermischung, die unter dem Namen Agrovital vertrieben wird. „Und wenn ich dann an einem Feld vorbeifahre, das ein Kollege mit chemischen Pflanzenschutzmitteln bearbeitet hat, dann denke ich meist: „Alles richtig gemacht!“
Kosten sparen und die Umwelt schonen
Die Imker der Region wissen so viel Rücksichtnahme auf die Bienen zu schätzen. Vor Jahren habe ja ein neonicotinoidhaltiges Pflanzenschutzmittel so manches Bienenvolk geschädigt, weiß Friedrich Althoff. Das sei dann ja zum Glück sehr schnell vom Markt genommen worden. Noch besser sei natürlich der Verzicht auf möglichst viele Pflanzengifte.
Und genau an dem Punkt setzen auch der Pflanzenbauberater vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen an: Mit der gezielten Reduktion von Pflanzenschutzmitteln könne der Landwirt Kosten sparen und zugleich der Natur einen guten Dienst erweisen, so Rainer Even. Er und seine Kollegen seien auf der Suche nach Best-Practice-Betrieben wie dem von Bauer Markus Otto in Wetterburg. Diese Landwirte könnten dann am gelungenen Beispiel zeigen, was alles möglich sei und gut funktioniere. (Elmar Schulten)