Dawid Pufelski, der nervös seine Zigarette ausgemacht hat, chauffierte die Rotarier von Lwiw nach Jaroslaw zurück. Der junge Mann hat nach dem Studium ein Bauunternehmen aufgemacht und unter dem Eindruck des Krieges gegen die Ukraine seinen Beruf vorläufig an den Nagel gehängt.
Der junge Familienvater steckt voller Geschichten und Berichte aus dem Kriegsgebiet im Donbass. Das Donnern von Bomben und Raketen, die verminten Straßen und Wege, Beschuss von Hilfsfahrzeugen, das Elend der in den Dörfern zurückgebliebenen Menschen.
„Sind das Nazis, die Russland vernichten wollen?“, fragt er sarkastisch, während er Bilder aus den zerstörten Dörfern zeigt.
Diesen Menschen, besonders den Kindern, gibt Operation Aid durch besondere Schutzräume mit selbst gebauten Öfen und Stromgeneratoren Hoffnung. Hier sind die von den Rotarierern gelieferten Wasserfilter besonders in der wärmeren Jahreszeit willkommen: In den tragbaren Behältern mit einem Volumen von 100 Litern kann auch bakteriell oder durch Viren verschmutztes Wasser zuverlässig gefiltert werden. Die Systeme wurden in Kassel von Prof. em. Dr. Franz-Bernd Frechen, Universität Kassel, ehemaliger Leiter des Fachgebiets Siedlungswasserwirtschaft, konstruiert und werden in den Baunataler Werkstätten angefertigt. Nun leisten die Pauls (für: Portable Aqua Unit for Lifesaving) auch in der Ukraine wichtige Dienste. Dawid Pufelski ist erstaunt über das einfache System, mit dem dank einer Nano-Membran ohne Energie und Chemikalien zehn Jahre lang täglich 1200 Liter Wasser gefiltert werden können.
Zum Staunen brachte die Besucher aus dem Waldecker Land ein Abstecher zu einem geheimen Ort im Raum Lwiw: In einer Werkstatt wird gegenwärtig ein 20-Fuß-Container von den Blechen befreit. Dann werden wärmedämmende Wände eingebaut und zum Schluss Röntgen- und Ultraschallgeräte sowie Anästhesie-Ausrüstung mit zwei OP-Betten installiert. Finanziert wird dieses Projekt von zehn verschiedenen Organisationen.
Das Operationsmodul ist auf einem Tieflader befestigt und bekommt den Strom aus einem Generator und ergänzend für 24 Stunden aus einer Batterie zwischen Zugmaschine und Container. Damit können die Militärärzte und die Sanitäter hinter der Front lebenswichtige Eingriffe vornehmen und danach mit den verwundeten Soldaten herausmanövriert werden aus dem Kriegsgebiet.
Zwei junge Männer schweißen und schrauben in der Werkstatt, und sie freuen sich, den deutschen Besuchern ihr Werk erklären zu können. Dieses Beispiel zeigt, wie in der Ukraine mit technischem Geschick und Improvisationstalent wichtige Unterstützung geleistet werden kann.
Zwei Monate dauert es, um den rollenden OP an die Armee ausliefern zu können. Sponsoren, die Container und entsprechende Laster bereitstellen wollen, sind weiter gefragt. (Armin Haß)