Private Investitionen und öffentliche Zuschüsse ermöglichten den Bau des Welcome-Hotels, den Neubau der Kurmittelabteilung und den Ausbau der Fürstlichen Reitbahn zu einem Kulturzentrum.
Allen Erfolgen zum Trotz musste die Stadt noch 20 Jahre lang auf das „Sahnehäubchen“ in Form von Kurkliniken und dem Titel Badestadt warten. Erst zu Beginn des Jahres 1997 kam der hessische Innenminister nach Arolsen, um Bürgermeister Gerhard Schaller die lang ersehnte Urkunde zu überbringen.
Bad Arolsen sei die einzige Badestadt, die in der Kurkrise keine Betten abbauen musste, wurde 1997 hinter vorgehaltener Hand gefrotzelt. Schließlich habe es ja bis dahin auch keine Kurkliniken in Arolsen gegeben.
Umso erfreulicher die Aufwärtsentwicklung, die Bad Arolsen mit der Gründung der Tinnitus-Klinik durch Professor Gerhard Hesse und seinen damaligen Kompagnon Manfred Nelting nahm: 2005 wurde Tinnitus-Klinik im Neuen Schloss Teil der Schön-Klinik-Gruppe und schon bald darauf entstand mit der Schön-Klinik am Hofgarten eine zweite Klinik für Psychosomatik.
Damit verbunden waren die Schaffung einer Vielzahl medizinischer Arbeitsplätze und eine wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung, die bis heute anhält und die Kleinstadt prägt. Der 1997 eröffnete Golfplatz oberhalb des Twistesees und das 2002 eröffnete Rauch-Museum im Marstall runden das Bild einer Badestadt mit Niveau ab.
Das Prädikat „Bad“ war außerdem ein gewichtiges Argument für den Neubau des Arobella-Bades, das im Dezember 2000 eröffnet wurde. Das Strandbad am Twistesee wurde nach einem Architektenwettbewerb komplett umgestaltet und lockt seit 2015 jeden Sommer tausende Gäste an.
Einen großen Zustrom neuer Gästegruppen erlebt der Twistesee seit der Eröffnung des Wohnmobilhafens oberhalb des Staudamms. Hier investierte die Stadt rund 300.000 Euro in das Sanitärgebäude und verlegte die Kurzzeitparkplätze auf eine Fläche unterhalb des Staudamms.
Im Dornröschenschlaf liegt unterdessen seit Jahren die Trinkhalle im Kurpark. Offiziell befindet sich hier eine Zapfstelle für das in den 70er Jahren angebohrte Heilwasservorkommen, doch die typische Trinkkur gibt es nicht mehr. Und somit gibt es auch nur eine geringe Nachfrage nach Heilwasser.
Deshalb stellt sich nun die Frage, ob die Stadt einen sechsstelligen Betrag in die Erneuerung des 50 Jahre alten Heilwasserbrunnens investieren soll. Die Frage steht aktuell auf der Agenda der Kommunalpolitik. Man darf gespannt sein auf die Argumente.
„Die Residenzstadt ist für Urlauber attraktiver geworden, nicht zuletzt aufgrund des vielfältigen ganzjährigen Kultur- und Veranstaltungsangebots“, stellt Wilhelm Müller als Leiter des Fachbereichs Touristik und Kultur fest.
2019 seien fast 142.000 Übernachtungen in größeren Hotels mit mehr als zehn Betten registriert worden. Mehr als 61 000 Ankünfte zeigten, dass die Stadt als Touristikziel beliebt sei.
In dieser Statistik nicht aufgeführt seien die Aufenthalte in Ferienwohnungen und in den Schön-Kliniken, wo die Aufenthaltsdauer in der Regel deutlich länger sei.
Aus Müllers Sicht außer Frage steht, dass das Prädikat „Bad“ den Bekanntheitsgrad der Residenzstadt gesteigert hat. Bad Arolsen sei eine von zehn Badestädten in Hessen, in denen eine Trinkkur angeboten wird. Das Heilwasser aus dem „Schlossbrunnen“ helfe bei Erkrankungen des Magen-Darm-Bereichs und ein Argument für einen Kuraufenthalt. Aktuell würden Optionen zur Sanierung des Brunnens geprüft, damit das Heilwasser möglichst schnell wieder fließen könne. (Elmar Schulten)