Geschichte lebendig halten

Edertal-Hemfurth/Edersee - 70 Jahre nach der Bombardierung der Edertalsperre gedachten gestern100 Trauergäste in einer Gedenkstunde an der Staumauer der Opfer aller Nationen.
In der Nacht auf den 17. Mai 1943 erfolgte ein verheerender Angriff durch die 617. britische Bomberschwadron auf die Staumauern an Möhne, Eder und Sorpe, Lister, Ennepe und Diemel. Der Angriff kostete etwa 1000 Menschenleben, darunter alliierte Piloten, Zivilisten und Zwangsarbeiter. Die Operation „Chastise“ (übersetzt: Strafe) forderte 893 Todesopfer am Möhnesee, 47 am Edersee sowie 53 auf Seiten der Royal Airforce und der Commonwealth-Besatzungen.
Zu der Gedenkfeier begrüßte Volker Herold vom veranstaltenden Verein Sperrmauermuseum auch eine große Delegation aus Großbritannien - Uniformierte der Royal Airforce und der Motorradfreunde vom „Dambuster Motor Cycle Club“. Dolmetscherin Angela Zürcher-Dames übersetzte die Reden in englische Sprache. Grußworte des Hessischen Ministerpräsidenten, des Botschafters von Neuseeland, des Verteidigungsattachee der Australischen Botschaft, der US-Airforce, und von Befehlshabenden der Royal Air Force in Großbritannien wurden verlesen. Fahnen wehten, und die Nationalhymnen der beteiligten Nationen erklangen an der Talsperre.
Oliver Köhler vom Sperrmauermuseum freute sich über das internationale Interesse, das die Dambusters-Gedenkveranstaltung auslöste. „130 Medien haben in den vergangenen Tagen darüber berichtet.“ Das gemeinsame Gedenken soll dazu beitragen, „dass sich das schreckliche Geschehen der Vergangenheit nicht wiederholt“.
Bürgermeister Klaus Gier sprach von einer „Katastrophe nicht bekannten Ausmaßes“, die sich während des zweiten Weltkriegs in der Region ereignete. 160 Millionen Kubikmeter Wasser stürzten nach der Bombardierung durch das Loch der Mauer. Durch die acht Meter hohe Flutwelle „wurde Affoldern nahezu dem Erdboden gleich gemacht“. In Giflitz starben zehn Menschen, in Affoldern neun, in Hemfurth sieben, und in Bergheim war ein Todesopfer zu beklagen.
Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke sagte rückblickend auf die Schreckensnacht: „Das Lebenselexier Wasser wird zum Todesboten für das Edertal.“ Der Schutt ist bald wieder weggeräumt, die Häuser sind hochgezogen, „aber die Lücken, die Menschen hinterlassen haben schließen sich nie“. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt müsse sie lebendig gehalten werden, mahnte er.
Persönliche Worte eines heute 94 Jahre alten Australiers, der als Pilot an der Bombardierung beteiligt war, verlas Michael Schmidt vom Sperrmauermuseum. Mit einer Busgesellschaft reiste eine Seniorin aus England an die Edertalsperre in Gedenken an einen Freund aus Jugendtagen, der ebenfalls als Pilot im Einsatz war: „Er hat mich immer „meine kleine Schwester“ genannt.“
Militärattachee Colonel Smith aus Großbritannien verlas Grußworte der Royal Air Force. Mit einer Andacht und einer Kranzniederlegung am Friedhof in Affoldern endete die Gedenkfeier.