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Aus der Adorfer Gemeindeverwaltung wird ein „Mehrfunktions-Rathaus“

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Die Adorfer Gemeindeverwaltung im Mai 2022. Zu: Aus der Adorfer Gemeindeverwaltung und dem angrenzenden Dorfgemeinschaftshaus soll ein „Mehrfunktions-Rathaus“ werden.
Umbaupläne: Aus der Adorfer Gemeindeverwaltung und dem angrenzenden Dorfgemeinschaftshaus soll ein „Mehrfunktions-Rathaus“ werden. Kosten: rund 1,79 Millionen Euro. © Karl Schilling

Aus der Gemeindeverwaltung und dem angrenzenden Dorfgemeinschaftshaus in Adorf soll ein „Mehrfunktions-Rathaus“ werden. Die Diemelseer Gemeindevertreter stimmen dem Großprojekt zu.

Diemelsee-Adorf – Die Verwaltung und das Dorfgemeinschaftshaus müssen dringend saniert werden, um Mängel zu beseitigen. Diese Arbeiten will die Gemeinde mit einer „Nutzungsoptimierung“ verbinden: Das Gebäude soll für rund 1,79 Millionen Euro zu einem „offenen, integrativen und inklusiven Mehrfunktions-Rathaus für Alle“ umgebaut werden.

Der Umsetzung der Planungen stimmten die Gemeindevertreter am Freitag Abend bei einer Enthaltung zu. Außerdem beschlossen sie, Fördergelder aus der Dorfentwicklung zu beantragen.

Ulf Möller stellt Umbau vor

Der Architekt, Städteplaner und Designer Ulf Möller aus Kassel stellte den geplanten Umbau vor. „Das Gebäude hat ein unheimliches Potential, es ist sehr gut – aber es ist auch gealtert“, erklärte er. Es sei 1959 hochwertig errichtet worden, die Breite sei gut, es sei „ziemlich optimal zugeschnitten und gut beleuchtet und belüftet“.

Blick von oben aufs künftige Rathaus in Adorf. Links der Saal des Dorfgemeinschaftshauses, rechts und hinten sind die beiden Flügel der Verwaltung mit den Räumen im Obergeschoss zu sehen. Dieses Modell hat der Architekt Ulf Möller gebaut.
Blick von oben aufs künftige Rathaus in Adorf. Links der Saal des Dorfgemeinschaftshauses, rechts und hinten sind die beiden Flügel der Verwaltung mit den Räumen im Obergeschoss zu sehen. Dieses Modell hat der Architekt Ulf Möller gebaut. © Karl Schilling

Sein Ziel sei, das Gebäude „aufzuräumen“: Von breiten Fluren sollen neu angeordnete Verwaltungsbüros und Besprechungszimmer abgehen. Dazu habe er Gespräche mit fast allen Mitarbeitern geführt. Außerdem würden Arbeitsplätze für die Auszubildenden geschaffen.

„Derzeitiger Zustand baurechtlich nicht zulässig“

Um den Umbau des Rathauses kommen die Diemelseer nicht herum: „Der derzeitige Zustand ist baurechtlich nicht zulässig“, erklärt Lothar Lemberg vom Bauamt. Das 1959 errichtete Gebäude wurde in den 1980er Jahren umgebaut. Dabei seien Rettungswege entfallen, weil Treppen abgebaut wurden. In eine ehemalige Wohnung zog das Gemeindearchiv ein, was zu einer statischen Überlastung führe. Auch beim Brandschutz gebe es erhebliche Defizite, die „unmittelbar“ zu beseitigen seien.

Bürgermeister Volker Becker benannte im Parlament fünf Punkte.

Außerdem seien im Entwicklungskonzeptes für die Dorfentwicklung Anregungen aus der Bevölkerung aufgenommen worden, das Gemeinschaftshaus zu verbessern, sagte Becker. Die Steuerungsgruppe zur Dorfentwicklung habe schon im Oktober 2022 einstimmig gefordert, dringend einen Förderantrag zu stellen.

Der Brandschutz

Vorrang habe der Brandschutz, betonte Möller. Durch nicht genehmigte Umbauten seien die Fluchtwege abhanden gekommen. Aus der jetzigen Treppe soll daher ein mit Brandschutztüren gesichertes Treppenhaus mit Entrauchung werden. Ein zweiter Rettungsweg soll über eine angebaute Stahltreppe aus dem Saal führen.

Die  Treppe und der Eingang der Verwaltung in Adorf. Neuer Rettungsweg erforderlich: Ein mit Brandschutztüren und Rauchabzug gesichertes Treppenhaus soll im Adorfer  Rathaus entstehen. Der Eingang wird komplett neu gestaltet.
Neuer Rettungsweg erforderlich: Ein mit Brandschutztüren und Rauchabzug gesichertes Treppenhaus soll im Adorfer Rathaus entstehen. Der Eingang wird komplett neu gestaltet. © Karl Schilling

Durch die Neuordnung der Archive verringerten sich Brandlasten – und die Probleme der Statik entfielen. Auch die Erneuerung der Elektrik verringert Brandgefahren.

Die Barrierefreiheit

Zweiter Punkt sei die Barrierefreiheit. Die drei Flügel des Gebäudes hätten alle eine unterschiedliche Höhe, erklärte Möller. Wo derzeit das Büro mit der Pforte ist, wird ein Aufzug eingebaut.

Die Wärmedämmung

Nächster Punkt sei die Wärmedämmung – gerade unterm Dach und bei der Einfassung der Fenster. Die charakteristischen Platten aus Muschelkalk an der Erdgeschoss-Arkade sollten erhalten bleiben, betonte Möller, gedämmt werde da von innen. 

Bessere Nutzung des Gebäudes

Im Erdgeschoss wird im Trakt des Dorfgemeinschaftshauses unterhalb des Saales eine behindertengerechte öffentliche Toilette eingebaut. Dahinter wird ein Abstellplatz für Fahrräder geschaffen, für E-Bikes sind Ladestationen vorgesehen.

Alt und neu verbunden: So soll das Mehrfunktions-Rathaus in Adorf nach dem Umbau aussehen. Die Pläne hat der Kasseler Architekt Ulf Möller ausgearbeitet. Neu ist der Eingang mit Dachterrasse für den Saal.
Alt und neu verbunden: So soll das Mehrfunktions-Rathaus in Adorf nach dem Umbau aussehen. Die Pläne hat der Kasseler Architekt Ulf Möller ausgearbeitet. Neu ist der Eingang mit Dachterrasse für den Saal. ©  Zeichnung: architekten möller + partner, Kassel

Die Gemeindepflegerin erhält ein eigenes Büro mit einem Zugang von der Arkade aus. Das Einwohnermeldeamt mit starkem Publikumsverkehr wird an den Eingang verlegt und offener und freundlicher gestaltet.

Der Eingang wird um einen energiesparenden Windfang nach vorn verlagert und mit einer neuen Anmeldung versehen. Das Dach dieses Büros ließe sich als 24 Quadratmeter große Terrasse nutzen.

Auf der Grundlage einer Vorplanung und eines neuen Brandschutzkonzeptes von Ulf Möller hat das Kreisbauamt bereits eine Baugenehmigung erteilt. Sie ist die Voraussetzung, um Fördergelder beantragen zu dürfen.

Hoffen auf Geld aus der Dorfentwicklung

Die Kosten von rund 1,79 Millionen Euro will die Gemeinde über die Dorfentwicklung mitfinanzieren. Der Förderantrag müsse bis zum 1. April gestellt werden, wenn möglich früher, sagte Dr. Stefanie Koch vom Büro Bioline. Welche Förderquote Diemelsee in diesem Jahr erhalte, werde erst Ende März mitgeteilt. Bisher waren es 60 Prozent. Wann die Gemeinde mit ihrem Projekt zum Zuge komme, sei noch offen.

Geld verschenkt wegen verschobener Entscheidung

Eigentlich wollte der Gemeindevorstand den Förderantrag bereits im vorigen Oktober auf den Weg bringen – und die wegen der Corona-Krise auf 75 Prozent erhöhte Förderquote nutzen. Doch eine bereits angesetzte Sondersitzung des Parlaments wurde wieder abgesagt: Einige Gemeindevertreter wollten erst einen „Workshop“.

FWG-Fraktionschef Horst Wilke bemängelte, die Gemeinde habe viel Geld verschenkt, weil sie den Förderantrag 2022 nicht gestellt habe. Da hätte es die Corona-Zulage von 15 Prozent noch gegeben, bestätigte Koch.

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