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Bankraub statt Jura: 45-Jähriger zu 13 Jahren Haft verurteilt

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Der 45-Jährige aus Birkelbach sitzt neben seinem Verteidiger Friedrich Schmidt auf der Anklagebank im Landgericht Limburg an der Lahn und hört das Urteil. Der Verurteilte muss für 13 Jahre ins Gefängnis.
Der 45-Jährige aus Birkelbach sitzt neben seinem Verteidiger Friedrich Schmidt auf der Anklagebank im Landgericht Limburg an der Lahn und hört das Urteil. Der Verurteilte muss für 13 Jahre ins Gefängnis. © Christoph Vetter/Westfalenpost

Limburg/Diemelsee.  Wegen einer Serie von Banküberfällen ist ein 45-Jähriger vom Landgericht Limburg zu einer Gefängnisstrafe von 13 Jahren verurteilt worden. Er hatte unter anderem Anfang dieses Jahres den Banküberfall in Diemelsee-Adorf verübt.

Der 45-Jährige sei für mindestens 20 Überfälle auf Banken und Geschäfte verantwortlich, urteilte das Landgericht am Freitag. Der Täter soll ein Doppelleben geführt und bei den Überfällen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen seit 2002 insgesamt mehr als 400 000 Euro erbeutet haben.

Der Vorsitzende Richter wertete das ausführliche Geständnis und die familiäre Situation des nicht vorbestraften Angeklagten zwar als strafmildernd. Es habe sich jedoch um schwerwiegende Straftaten mit teilweise erheblichen Folgen für die rund 100 Opfer gehandelt. Zuvor hatte die Staatsanwältin 13 Jahre Haft für den Mann gefordert. Der Angeklagte habe die Taten begangen, um Familie und Freunden eine beruflich erfolgreiche Lebenssituation vorgaukeln zu können. Die Staatsanwältin warf ihm vor, bei den Überfällen andere Personen mit "Scheinwaffen" bedroht und in Schach gehalten zu haben, um die Kassierer der überfallenen Banken zur Herausgabe der Beute zu drängen.

Strafverschärfend wirke sich ihrer Meinung nach aus, dass während der "wahrscheinlich beispiellosen Tatserie" zahlreiche Zeugen und Opfer geschädigt wurden. Die Staatsanwältin führte aus, dass viele Opfer auch Jahre nach der Tat noch unter Panikattacken und Angstzuständen litten. Der Angeklagte habe bei der Planung und Ausführung seiner Taten hohe kriminelle Energie gezeigt. Der 45-Jährige hatte seine Taten unter anderem mit sogenannten Anscheinswaffen verübt; scharfe Waffen kamen nicht zum Einsatz. So benutzte er bei einem Banküberfall beispielsweise eine Feuerzeugpistole und bedrohte mit dieser die Angestellten.

Die Verteidigung führte aus, dass der Mann seine Taten aufrichtig bereue. Er habe es verdient, eine zweite Chance zu bekommen. In seiner Situation habe der Angeklagte keinen anderen Ausweg gesehen, als mit seiner Lebenslüge weiterzuleben. Erst die Aussagen der Opfer hätten ihm das Unrecht seiner Taten bewusst gemacht, sagte der Strafverteidiger. Er bat um ein "faires Urteil" für seinen Mandanten, der kein klassischer Bankräuber sei und nach seiner Verhaftung bei der Aufklärung der Straftaten geholfen habe. Der Angeklagte hat eine Lebensgefährtin und ist Vater einer zweijährigen Tochter. Er weinte während seines Schlusswortes vor der Urteilsverkündung und sagte: "Es tut mir unsagbar leid, Angst und Schmerz verursacht zu haben. Ich werde nie mehr der Verursacher für Angst und Leid sein." Abschließend erklärte er: "Ich bete für die von mir geschädigten Menschen. Ich hoffe, dass ich eine zweite Chance bekomme." Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Mit Pistole Bargeld in Adorfer Bank gefordert

Zu dem Raubüberfall in Adorf war es am 2. Januar dieses Jahres gekommen. Um 11.52 Uhr betrat ein mit Schal vermummter Mann die Filiale der Waldecker Bank in der Bredelarer Straße und forderte mit vorgehaltener Pistole die Herausgabe von Bargeld. Der Filialleiter packte alles in den beigefarbenen Jutesack, den der Räuber ihm reichte. Nach Erhalt des Geldes flüchtete der Täter zunächst zu Fuß in Richtung Ortsmitte. Dort könnte er ein Fahrzeug bestiegen haben. Der Bankräuber erbeutete einen Geldbetrag in vierstelliger Höhe.

Neben den Angestellten der Bank hielten sich zur Tatzeit auch Kunden in Schalternähe auf; verletzt wurde bei dem Überfall niemand. Erst am 13. März 2018 gelang die Festnahme im nordrhein-westfälischen Landkreis Siegen-Wittgenstein durch Spezialeinheiten des Polizeipräsidiums Nordhessen. (mit dpa)

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