Gemeinsame Aktion mit mehr als 30 Mitgliedern aus drei NABU-Ortsgruppen
Naturschützer retten etwa 2800 Muscheln am Diemelsee
Der Naturschutzbund startete am Wochenende eine Aktion zur Rettung der Teichmuscheln in der trocken gefallenen Kolonie am Ufer des Diemelsees.
Diemelsee – Mit vereinten Kräften war der Naturschutzbund am Wochenende aktiv, um Teichmuscheln am Ufer des Diemelsees zu retten. Trotz Nebels und Temperaturen um die 0 Grad brachten mehr als 30 Mitglieder aus drei Ortsgruppen unter der Leitung von Wolfgang Lehmann etwa 2800 Tiere am Rand der Kolonie in sicheres Wasser. Unterstützt wurden sie von Ralf Enderlein und Volker Ashauer vom Fachdienst Umwelt der Kreisverwaltung. Die Fachleute verfolgen die Entwicklung am See aufmerksam.
Für mehr als 1000 Tiere kam die Hilfsaktion allerdings zu spät: Sie sind bereits auf dem Trockenen verendet. Das Wasserstraßenamt in Hann. Münden senkt den Seespiegel seit Anfang September immer weiter ab, Niederschläge gab es bis Montag Abend kaum.
Pegel im See weiter gesunken
Am Montag waren nach Angaben des Amtes noch 6,2 Millionen Kubikmeter Wasser im Stausee, das sind 31 Prozent seines Volumens. Der Zufluss hatte sich um 0,1 auf 0,3 Kubik die Sekunde reduziert, der Abfluss liegt weiter bei 0,7 Kubik die Sekunde.
Nach den eher geringen Niederschlägen bis Dienstag Mittag hat sich der Zufluss wieder auf 0,4 Kubik die Sekunde erhöht. Allerdings sinkt der Pegel weiter, 6,1 Millionen Kubikmeter Wasser waren am Dienstag noch im See.
Die Uferlinie sei stellenweise um etwa einhundert Meter zurückgegangen – zu viel für viele Muscheln mit ihrer eingeschränkten Beweglichkeit, moniert der Naturschutzbund. Er fordert deshalb, nur noch so viel Wasser abzulassen, wie aktuell zuläuft – so wie es auch ohne Talsperre der natürliche Zustand wäre. Gleichzeitig bliebe der Pegel konstant. „Nur so kann ein Muschelsterben des Hauptvorkommens im Schlamm der Talsohle verhindert werden“, sagt der Korbacher NABU-Vorsitzende Dr. Peter Koswig.
Muscheln reinigen das Wasser
Bisher werde die Bedeutung der Teichmuscheln für die Wassergüte der Talsperre und somit auch der Diemel zu wenig berücksichtigt. „Jede einzelne Muschel entspricht einem kleinen Klärwerk ohne große Investitionen“, sagt Koswig. Das große Muschelvorkommen im See unterstütze somit kostenlos die Anstrengungen der Gemeinde Diemelsee, die Attraktivität des Sees für den Tourismus zu steigern.
Koswig fordert: Abwässer besser klären
Es dürfe nicht sein, dass beim Wasserstraßenamt die Priorität herrsche, „so viel Wasser abzulassen, nur um Abwassereinleitungen im weiteren Diemelverlauf zu verdünnen“, sagt Koswig. Er fordert, Abwässer so gut zu klären, „dass sie auch ohne Verdünnung die Bachlebewesen nicht schädigen“.
Nach Ansicht des Naturschutzbundes gibt es zukünftig immer häufiger Trockenphasen mit geringem Seezulauf. „Deshalb sollte die Chance zum Waldumbau ergriffen werden, Nadelholz in Laubmischwälder umzubauen, unter denen die Grundwasserneubildung deutlich höher ist“, sagt Koswig. „Auch Wasserentnahmen im Oberlauf sollten kritisch hinterfragt werden.“ red/-sg-