Naturschützer gegen zwei neue Schweineställe in Dehausen

Beim Landkreis Waldeck-Frankenberg liegen die Bauanträge für zwei Schweine,astställe und einen Güllebehälter am Ortsrand von Dehausen vor. Das ruft Naturschützer von Nabu, BUND und Hessischer Gesellschaft für Ornithologie HGON auf den Plan, die sich aus Naturschutzsicht gegen die Planungen stellen.
Diemelstadt - Maik Sommerhage vom Naturschutzbund in Arolsen schreibt dazu: „Wir leben in einer Epoche des Artensterbens. Vor allem den Arten des Offenlandes geht es schlecht. Was wir dringend brauchen, ist eine Agrarwende.“
Die Feldflur um Dehausen sei - entgegen anderen Teilen Nordwaldecks - noch grünlandgeprägt. „Das ist ein Verdienst der Landwirte“, stellt Phil Klinkenberg vom NABU Diemelstadt fest. Alleine im Zeitraum von Januar 2009 bis Ende 2017 konnten im Raum Dehausen und Ammenhausen 175 Vogelarten nachgewiesen werden, so dass auf diesem kleinen Raum mehr als Hälfte aller bisher in Waldeck-Frankenberg festgestellten Arten nachgewiesen werden konnten.
Viele seltene Vogelarten zu Gast
„Diese Flächen müssen wir erhalten und entwickeln“, fordern die Naturschützer von NABU, BUND und HGON. Während unter den Brutvögeln u.a. Wiesenschafstelze, Schwarzkehlchen und Feldlerche sowie als Nahrungsgäste Rotmilan und Schwarzmilan zu erwähnen seien, nutzten auf dem Durchzug auch Braunkehlchen, Steinschmätzer und verschiedene Limikolenarten sowie Singvogeltrupps (u.a. Stare, Wacholder- und Rotdrosseln) regelmäßig und in größerer Zahl den Raum Ammenhausen und Dehausen. Weiß- und Schwarzstörche, Grau- und Silberreiher seien ebenfalls regelmäßig anzutreffen.
Die Wiesen entlang des Hörler Bachs seien insbesondere nach stärkeren Niederschlägen im Frühjahr längere Zeit zumindest teilweise überstaut. Bereits der Ist-Zustand sei vielversprechend, so dass im Zuge der 2018 begonnenen Renaturierungsplanungen am Hörler Bach ein überregional bedeutsamer Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entstehen solle. Landkreis und Regierungspräsidium Kassel planten hier Renaturierungsmaßnahmen verbunden mit einem Flurbereinigungsverfahren.
Vor diesem Hintergrund seien Infrastrukturplanungen wie der Bau von Mastställen und einem Güllebehälter kontraproduktiv.
Sorge um das Grundwasser
Außerdem weise Deutschlands Grundwasser europaweit eine der höchsten Belastungen mit Nitrat auf, das in hohen Konzentrationen gesundheitsgefährdend wirke.
An Messstellen in Gebieten, die stärker durch Wald und Grünland geprägt sind, sind die Messwerte hingegen signifikant niedriger. Auch eine höhere Dichte der Schweinezucht gehe mit einer höheren Nitratbelastung des Grundwassers einher.
„Massentierhaltung vernachlässigt Tierwohl“
Die Stadt Diemelstadt müsse schon jetzt das Trinkwasser von anderen Gemeinden beziehen, da die Nitratbelastung zu hoch sei. Beim Bau von weiteren Schweinemastställen sei also davon auszugehen, dass die Belastungen nochmals erhöht werde, so die Naturschützer.
Hinzukomme, dass die Massentierhaltung wenige äußere Reize für die Mastschweine biete. Durch den Reizentzug hätten Schweine häufig Stress, der sie zu gegenseitigem Kannibalismus treibe. Die Interessengemeinschaft der Deutscher Schweinehalter bemängele unter anderem fallenden Preise und steigende Auflagen, so dass zahlreiche Betriebe in den kommenden Jahren ihren Betrieb einstellen müssten. „In Zeiten, in denen gesunde und nachhaltig produzierte landwirtschaftliche Produkte eine immer größere Rolle einnehmen, sollten keine neuen Mastställe mehr dazukommen“, stellt Detlef Volmer vom NABU Bad Arolsen fest.
Nitratwerte im Grundwasser verbessern
Die Naturschützer aus Nordwaldeck lehnen die Planungen auch aus ornithologischer Sicht ab. Außerdem seien weitere Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung, etwa durch die Nitratbelastungen, zu erwarten.
Es sei an der Zeit daran zu arbeiten, die Nitratwerte Diemelstadts wieder in einen Bereich gelangen, der einen Import von Trinkwasser aus anderen Gemeinden unnötig mache. (red)