Rhoden feiert seine neue Mitte

Die Straße als Ort der Begegnung, möglichst unfallfrei und stets in Frieden. In diesem Sinne reichten sich die Rhoder bei der Einweihung der neu gestalteten Landstraße auf Anregung ihrer Pfarrerin Claudia Engler die Hände und hörten irische Segenswünsche, geblasen von Trompeter Oliver Klaus.
Diemelstadt-Rhoden – Mit einem fröhlichen Straßenfest wurde am Sonnabend die Fertigstellung der von Grund auf sanierten und umgestalteten Ortsdurchfahrt von Rhoden nach dreieinhalb Jahren Bauzeit begangen.
Bürgermeister Elmar Schröder erinnerte daran, dass hier vor 20 Jahren noch die 40-Tonner auf dem Weg zur Autobahn hindurch donnerten. Auch nach der Eröffnung der Ortsumgehung war lange Zeit kein Geld zum Rückbau der überdimensionierten Bundesstraße vorhanden.
80 Prozent Förderquote ist einzigartig
Vor zwölf Jahren habe sich dann durch Bündelung verschiedener Förderprogramme die Möglichkeit ergeben, das Jahrhundertprojekt in Angriff zu nehmen. Abwasserkanäle und Wasserleitungen mussten dringend erneuert werden. Außerdem gab es Gelder aus dem Stadtsanierungsprogramm von Bund und Land.
Wenn heute ein vorläufiger Schlussstrich gezogen werde, dann könne man sagen, dass von den 6,7 Millionen Euro insgesamt 5,3 Millionen als Zuschuss flossen, was einer Quote von 80 Prozent entspreche. Nur 1,4 Millionen Euro seien städtische Mittel gewesen.
Mehrere Visionen wurden Wirklichkeit
Ohne Zuschuss hätten jeder der 1925 Rhoder Bürger 3500 Euro für die neue Straße zahlen müssen. Umgerechnet auf die 65 Straßenanlieger wären sogar 104.000 Euro fällig geworden. Ein so großes Geschenk bekomme man nicht alle Tage.
Zurückblickend stellte Schröder auch fest, dass mit dem Rückbau der Straße gleich mehrere Visionen Wirklichkeit geworden seien. Vor zwölf Jahren habe er im Wahlkampf von einer familienfreundlichen und wirtschaftsstarken Diemelstadt gesprochen und versprochen, Lebensqualität zu steigern. Gleichzeitig habe die internationale renommierte Künstlerin und Rhoder Bürgerin Barbara Beisinghoff ihre Vision vom „Lustgarten Kunstpfad“ skizziert.
Erstaunlich, welche Wende Rhoden genommen hat
Heute könnten alle sehen, dass sowohl der Kunstpfad unter Beteiligung von 100 Rhoder Kindern unter Anleitung von Barbara Beisinghoff zu bestaunen sei, als auch die lebenswerte Rhoder Innenstadt. Und das, obwohl zwischenzeitlich das Altersheim im Schloss geschlossen wurde. Arbeitsplätze seien neu entstanden und sogar der Wegzug von Bürgern sei gestoppt worden.
Landrat Jürgen van der Horst gratulierte zum großen Wurf und bestätigte, mit Kreativität im Rathaus sei die ganze Klaviatur der Förderprogramme gespielt worden: „Chapeau! Es ist erstaunlich, welche Wende Rhoden genommen hat.“ Das alles sei auch deshalb möglich gewesen, weil die Bürger auf kluge Weise beteiligt worden seien. Die vielen unterschiedlichen Ideen und Wünsche der Bürger seien klug moderiert und gesteuert worden, sodass nun alle sagen könnten: „Das haben wir immer so gewollt.“
Auch private Investoren zogen mit
Anerkennung für das Erreichte zollte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Schwarz: „Alle Beteiligten können stolz sein.“ Zusätzlich zu den enormen öffentlichen Investitionen hätten auch viele Privatleute mitgezogen und in den Erhalt und die Verschönerung der historischen Bausubstanz investiert.
Pfarrerin Claudia Engler und Ortsvorsteher Bernd Flamme sprachen von Rhodens neuer Mitte, die den Ort spürbar aufwerte. Die beiden neu geschaffenen Plätze vor dem ebenfalls sanierten Denkmal und dem Gemeinschaftshaus böten sich als neue Treffpunkt förmlich an. Nun fehle eigentlich nur noch ein neuer Pächter für das Straßencafé, stellte der Ortsvorsteher fest.
Kinder gestalten Kunstpfad mit
Künstlerin Barbara Beisinghoff rief noch einmal alle Rhoder Kinder und Jugendliche zusammen, die mit ihr gemeinsam Bilder gemalt haben. Diese kleinen Kunstwerke wurden von ihr auf Kupferplatten gebannt und als Gesamtkunstwerk an der alten Stadtmauer vor dem Gemeinschaftshaus montiert. Hier sollen sie ebenso dauerhaft Teil des neuen Kunstpfades sein, wie der Schriftzug „Ich bleibe“, der vor einigen Jahren von Braunschweiger Studenten im gewachsenen Fels des Schlosshofes hinterlassen wurde.
Auch der neu gestaltete Denkmalplatz mit dem wieder freigelegten Brunnen ist Teil des „Kunstwerks gelebter Geschichte“, wie Bürgermeister Schröder es ausdrückte: Symbolisch läuft das Wasser heute aus einem kleinen Springbrunnen über eine gemauerte Rinne in den neu gestalteten Kump. (Elmar Schulten)