Wanderausstellung „Den Blick gegen das Vergessen gerichtet“ an der ALS in Korbach

„Welches Glück es ist, in einem friedlichen Europa aufzuwachsen“. Dieser Satz fällt in einem Film über die Entstehungsgeschichte einer Wanderausstellung, die in den kommenden zwei Wochen in der Alten Landesschule zu sehen ist. Ihr Titel: „Den Blick gegen das Vergessen gerichtet“. Ihre Botschaft: Die Europäische Union steht für Freiheit und die Sicherung des Friedens – der nicht selbstverständlich und dessen Erhalt Jedermanns Aufgabe ist.
Korbach – In Fotos, Erlebnisberichten und Gedichten beschreiben Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und Polen ihre Eindrücke, die sie bei dem Besuch von Kriegsgräberstätten erhielten. Auf den Tafeln der Ausstellung wird deutlich, wie die intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte, mit den Schicksalen anderer Menschen die Schüler berührten und wie sich ihr Leben und Denken in einem anderen Licht darstellt. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Deutschen Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Aufgrund der verschärften Corona-Regeln fand die Eröffnung in kleinem Rahmen statt. Europa sei ein Thema, das die gesamte Gesellschaft betreffe. Europa leiste einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung und bringe viele weitere Errungenschaften hervor, für deren Erhalt es sich einzutreten lohne, betonten ALS-Direktor Christoph Aßmann und Oberstudienrätin Dr. Marion Lilienthal, die sich für die Ausstellung beworben hatte, in ihrer Begrüßung.
Die Wanderausstellung sei ein wichtiger Beitrag zur geschichtlichen und gesellschaftlichen Bildung, dankte Kreisbeigeordnete Hannelore Behle der ALS und Marion Lilienthal für ihr Engagement. Unter anderem mit einer Zahl versinnbildlichte Jan Roessel von der Deutschen Gesellschaft die Schrecken des Krieges: „Jede Stunde des Zweiten Weltkrieges hat 1045 Tote gebracht.“ „Das sind etwa so viele Schüler, wie die Alte Landesschule derzeit besuchen“, verglich Christoph Aßmann später.
„Dass die europäische Einigung zuallererst ein Friedensprojekt war und ist, scheint vielen heute fern“, sagte Roessel. Dass der Frieden auch 75 Jahre nach Kriegsende nicht selbstverständlich sei, zeige die Ausstellung. Es gebe eine Verpflichtung, einen auch emotionalen Zugang zu der Frage zu vermitteln, was Krieg für eine Gesellschaft bedeute. Und das um so mehr, als dass die Stimmen der Renationalisierung zugenommen und „sich die Grenzen des Sagbaren merklich verschoben“ hätten, verwies Roessel zudem auf mindestens 208 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990. Ausgrenzung müsse immer dort entschieden begegnet werden, wo sie stattfinde – ob in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis.
Jürgen Damm, Ehrenvorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Hessen, verwies nach seiner Frage: “Warum lernen wir nicht aus der Geschichte?“ auf die Verantwortung jedes Einzelnen: „Die Welt wäre friedlicher, wenn jeder von uns in seinem unmittelbaren Umfeld Frieden schafft“.
Es müsse deutlich gemacht werden, was Verblendung bewirke. Die Strategie gegen Fremdenfeindlichkeit, Hass und Rassismus sei, öffentlich einzutreten für Vielfalt und Toleranz – „und das mit heißem Herzen.“ Voneinander zu lernen und Vorurteile abzubauen, um Frieden zu schaffen und erhalten sei Aufgabe jeder Generation.
Von Marianne Dämmer