Waldeck-Frankenberg: Frauenbüro zeigt Film „Die Unbeugsamen“ zum Weltfrauentag

Erst seit 1918 dürfen Frauen in Deutschland wählen und seit 50 Jahren ein eigenes Konto führen. Erst seit 1977 brauchen Ehefrauen nicht mehr die Zustimmung ihres Ehemannes, wenn sie einer Arbeit nachgehen möchten. Eine Vergewaltigung in der Ehe gilt gerade einmal seit 1997 als Straftat und das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper in Bezug auf einen Schwangerschaftsabbruch ist bis heute noch nicht endgültig zugunsten der Frauen entschieden.
Korbach - Der kleine Abriss der Erfolge für die Frauenrechte zeigt, wie langsam sie über die Jahrzehnte zu ihren Rechten gekommen sind. Umso wichtiger, dass das Frauenbüro des Landkreises anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März auf diese Entwicklung aufmerksam macht.
In diesem Jahr hatte das Frauenbüro zu einem Filmabend in Korbacher „Cine K“ eingeladen. Gezeigt wurde der Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ über die ersten Frauen, die während der Bonner Republik in Ämter gewählt wurden und an demokratischen Entscheidungsprozessen beteiligt waren.
Kaum vorstellbar, wie hart diese Pionierarbeit für Ingrid Mattäus-Maier, Herta Däubler-Gmelin, Renate Schmidt, Roswitha Verhülsdonk, Rita Süssmuth und Co. war, die sich sexuelle Diskriminierungen gefallen lassen mussten und bestenfalls für ihr Engagement belächelt wurden. Auf eindrückliche Weise wird anhand von Videoaufnahmen von Bundestagssitzungen der Umgang von Männern mit den Frauen aufgezeigt, den die Politikerinnen Jahrzehnte später selbst kommentieren und rückblickend über ihre Erfahrungen berichten.
140 Frauen aus dem Kreis folgten der Einladung von Beate Friedrich, Leiterin des Frauenbüros, und tauschten sich während des Sektempfanges angeregt über eigene Erfahrungen aus. Viele von ihnen nutzen seit Jahren die Angeboten des Frauenbüros – sei es beim Vortrag von Margot Käßmann, einem Frauenfrühstück, einem Online-Angebot oder einer Ausstellung zum Thema.
Der Film „Die Unbeugsamen“ wurde 2021 unter Corona-Bedingungen schon einmal gezeigt und der Wunsch nach einer Wiederholung war groß. Wir wollten in diesem Jahr gerne einen politischen Fokus setzen“, so Beate Friedrich, die sich über den großen Zuspruch freute.
Friedrich machte mir ihrer Stellvertreterin Miriam Drüppel eindrücklich klar, dass der Kampf für die Gleichberechtigung der Geschlechter noch lange nicht ausgefochten ist. Beide gingen auf eine Form der verbalen sexuellen Belästigung, dem „Catcalling“ ein, bei dem Männer durch anzügliche Pfiffe und Rufe Frauen im öffentlichen Raum belästigen. „Feminismus ist in und gewinnt gerade durch Social-Media-Kanäle an Bedeutung“, so Drüppel.
Insgesamt waren sich die Frauen während der Veranstaltung einig, dass es in der Frauenbewegung noch viel zu tun gebe. Frei nach der ehemaligen Bundesministerin Käte Strobel, die einmal sagte: „Politik ist eine viel zu ernste Sache, um sie alleine den Männern zu überlassen“, wollen sie in ihren Bemühungen nicht nachlassen und weiterhin sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft in Entscheidungsämter vordringen.
Von Heike Saure