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Korbacher Schüler und Vertreter der Stadt erinnern an Opfer des Nationalsozialismus

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Von: Stefanie Rösner

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Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: (von links) Stadtverordnetenvorsteherin Liselotte Hiller, Samet Naser, Johanna Eugster, Juliane Enns und Bürgermeister Klaus Friedrich am Gedenkportal im Tempel.
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus: (von links) Stadtverordnetenvorsteherin Liselotte Hiller, Samet Naser, Johanna Eugster, Juliane Enns und Bürgermeister Klaus Friedrich an der Gedenkstätte im Tempel. © Stefanie Rösner

Bei einer Feierstunde im Sitzungssaal des neuen Korbacher Rathauses erinnerten am Freitag Vertreter der Stadt, der Kirchen sowie Schüler und Lehrer an die Opfer des Nationalsozialismus.

Korbach – „Die Flamme des Gedenkens darf niemals erlöschen“, sagten Schüler der Fachoberschule der Beruflichen Schulen Korbach und Bad Arolsen anlässlich des Holocaust-Gedenktags. Mit eindrucksvollen Zitaten und Bildern gelang es den Jugendlichen von drei Schulen, der Schicksale der vielen ermordeten Juden während des Zweiten Weltkrieges zu gedenken.

Die Schülerinnen der Alten Landesschule (ALS) Juliane und Jennifer Enns umrahmten die Feier musikalisch an Geige und Keyboard. Ihre Mitschüler des Geschichte-Grundkurses der Jahrgangsstufe 12 nannten die Namen von Korbacher Juden, die deportiert wurden. Sie erinnerten an willkürliche Erschießungen, an Raube und Vergewaltigungen sowie an Hinrichtungen in den Lagern wie dem Ghetto Riga. Gleichzeitig wurden Bilder von damals gezeigt. Die Schüler zitierten Betroffene, von denen nur wenige den Holocaust überlebten, wie Siegfried und Gertrud Kaufmann aus Korbach.

Eine bildliche Darstellung zu dem Buch „Der Junge im gestreiften Pyjama“ zeigten Schülerinnen der Louis-Peter-Schule (LPS). Nele Mayerhofer und Friederike Voß aus der Klasse M9C präsentierten Zeichnungen und fassten den Inhalt des Romans des irischen Schriftstellers John Boyne zusammen. Darin geht es um einen Jungen, dessen Vater Kommandant eines Konzentrationslagers ist. Der Junge freundet sich durch Gespräche am Lagerzaun mit einem jüdischen Jungen im „gestreiften Pyjama“ an.

Anschließend richteten die Schüler der Jahrgangsstufe 11 der Fachoberschule, Siyad Al Audali, Julien Brümmer und Samet Naser, einen Appell an alle: „Wir müssen uns aktiv für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen.“

Menschliche Schicksale nie vergessen

Die Zahl der im Zweiten Weltkrieg getöteten Soldaten und Zivilisten sowie der ermordeten Juden sei unbegreiflich hoch. Man dürfe nie vergessen, dass hinter jeder Zahl ein menschliches Schicksal stehe. Es sei eine traurige Tatsache, dass es auch heute Krieg und Gewalt in der Welt gebe. „Wir denken auch an die Menschen in der Ukraine, die Familienmitglieder und Freunde verloren haben und die in Angst leben.“ Die Schüler: „Lasst uns die Erinnerung an die Opfer nutzen als Antrieb für die Gestaltung einer besseren Zukunft!“

Bürgermeister Klaus Friedrich dankte der Lehrerin Dr. Marion Lilienthal, die im 15. Jahr in Folge die Gedenkveranstaltung in Korbach begleitet hat. Sie habe damit bewirkt, dass die Korbacher sich mit ihrer Geschichte beschäftigen und ihnen bewusst bleibe, dass „der Nationalsozialismus nicht wie eine Welle über uns kam, sondern in der Stadt gewachsen ist“. Sein Dank galt auch den anderen beteiligten Lehrern. Die Schulen trügen bei der Vermittlung der Geschichte eine besondere Verantwortung.

Verantwortung für die Gegenwart

„Aus den Gedanken an die Menschheitskatastrophe muss Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft erwachsen, und diese muss unser Handeln leiten“, sagte Friedrich. „Wir wollen jeden Tag Freiheit und Demokratie energisch verteidigen.“

Im Anschluss gingen alle zur Gedenkstätte am Kindergarten Tempel, wo sich bis zur Pogromnacht 1938 die Synagoge befand. Schüler legten dort einen Blumenkranz nieder. Der 27. Januar gilt international als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

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