Solarpark bei Nieder-Waroldern geplant: Strom für 3400 Haushalte

Die WI Energy Group in Trier plant die Errichtung eines Solarparks mit einer Gesamtleistung von 13,68 MWp auf einer Freifläche von 10,46 Hektar zwischen Nieder- und Ober-Waroldern.
Twistetal-Niederwaroldern – Die Projektentwickler der 100-prozentigen WI Energy-Tochter Sybac bei Koblenz prognostizieren die Einspeisung von jährlich 13, 52 GWh, was dem Bedarf von knapp 3400 Haushalten entspricht.
Für die Gemeinde ergibt sich eine Ertragsbeteiligung von 27 000 Euro pro Jahr, wie André Kaus und Klaus Lemke von der Sybac in Kehrig erklärten. Zugleich kann der Ausstoß von 5164 Tonnen CO2 vermieden werden.
Bauleitplan ändern
Die Gemeindegremien in Twistetal sind seit Ende 2022 mit dem Thema befasst. Dazu muss die Bauleitplanung geändert werden, aus landwirtschaftlich genutzten Flächen, deren Ertragswert gering ist, soll ein Bebauungsplan für ein Sondergebiet Photovoltaikin der Gemarkung Nieder-Waroldern entwickelt werden.
Der Gemeindevorstand und der Ortsbeirat Nieder-Waroldern haben dem Vorhaben bereits zugestimmt. Am Montag haben der Bauausschuss sowie der Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschuss dem Vorhaben ebenfalls Zustimmung erteilt. Bis zur Gemeindevertretersitzung am 22. Mai soll in den Fraktionen die Forderung eines Kriterienkatalogs an den Gemeindevorstand beraten werden.
Nutzung von Ackerflächen geregelt
Der Projektentwickler Sybac hat sich, wie die beiden Repräsentanten erläuterten, an dem Regionalplan für Nordhessen orientiert sowie an der Freiflächensolaranlagenverordnung, die das Land Hessen 2018 zur Projektierung in benachteiligten landwirtschaftlichen Gebieten ermöglichen soll.
Die benötigte Fläche bei Nieder-Waroldern ist ausdrücklich als möglicher Standort vorgesehen, weil die Bodenpunkte entsprechend niedrig sind. Zudem gibt es ein Solarkataster des Landes, in dem die Eignung für PV-Anlagen übersichtlich dargestellt wird.
Naturschutzbelange klären
Nun muss zum Erlangen des Baurechtes eine Zielabweichung im Bebauungsplan beantragt werden. Dazu muss auch das Vorhandensein von Reptilien und Vogelarten dokumentiert werden, um deren Schutz sicherzustellen.
Eine technische Herausforderung werde der Anschluss an ein leistungsfähiges Netz, wie Andre Kaus erklärte. In 3,5 Kilometer Luftlinie stehe das Umspannwerk Twistetal , in das der Strom eingespeist werden könnte. Dies sei jedoch noch Thema von Verhandlungen mit dem Betreiber. Dabei müsse auch sichergestellt werden, dass die Lieferung nicht als „nachrangige Einspeisung“ abgeregelt werde.
Schon drei Windkraftanlagen
Hier sei Taktieren gefragt, sagte Kaus. Gegebenenfalls müssten ein anderer Betreiber und ein alternativer Einspeisepunkt gewählt werden. Die Infrastruktur im unmittelbaren Umfeld des geplanten Solarparks ist laut Bürgermeister Stefan Dittmann mit einer durchlaufenden 10KV-Leitung und drei bereits repowerten Windkraftanlagen günstig.
Lemke erläuterte verschiedenen mögliche Beteiligungsmodelle an dem mit Kosten von 8,5 Millionen Euro netto veranschlagten Vorhaben (einschließlich Bau- und Planungskosten): So rückt die jährliche Entgeltbeteiligung der Gemeinde mit 27 000 Euro in den Blickpunkt. Diese orientiert sich an gesetzlichen Grundlagen. Zudem gibt es verschiedene Modelle für Anteile, Genossenschaften, Erwerb von Modulen und Wechselrichter oder eine befristete Beteiligung durch verzinsliche Anlagen im Wege des Crowd-Funding.
Strom selbst vermarkten
Im Rahmen von Gestattungsverträgen und entsprechenden Zahlungen müsse die Nutzung von Wegen und Flächen für den Bau von Leitungen geklärt werden. Die erzeugte Energie wolle WI Energy möglichst selbst vermarkten, dabei könne ein Teil der Anlagen verkauft werden. Das Unternehmen wolle einen großen Teil der Anlagen jedoch selbst halten.
„Das ist der erste Ankerpunkt, den wir mit diesem Projekt setzen“, sagte Kaus. Er rechnet damit, dass bestenfalls 2026 der Solarpark angelegt werden könne. Wenn die Gemeinde und das Unternehmen dann die Auffassung vertreten, dass ihre Erwartungen einträfen, dann könne ein weiteres Vorhaben entwickelt werden, erklärte Kaus.
Kriterien der Gemeinde
In der Ausschussitzung wurde von Seiten des CDU-Gemeindevertreters Heiko Griesel die Empfehlung des Ortsbeirats Nieder-Waroldern aufgegriffen, das mögliche Ausmaß an Freiflächen darzustellen, auf dem Solaranlagen installiert werden könnten.
Grünen-Sprecherin Ilka Deutschendorf sagte, sie stimme dem Projekt grundsätzlich zu. Sie rege aber einen Kriterienkatalog an, der dem Gemeindevorstand den Umgang mit weiteren Antragstellern erleichtern solle.
Keine Konkurrenz zu Landwirten schaffen
Der Bau von Solaranlagen auf Freiflächen dürfe nicht in Konkurrenz zur heimischen Landwirtschaft treten, sagte Rolf Jäger (CDU). Daher müsse die kommunale Planung auch die landwirtschaftlichen Belange berücksichtigen. Jäger: „Wir wollen aber nichts abwürgen, was zum Ausbau der Möglichkeiten zur Erzeugung von erneuerbaren Energien beitragen kann.“
Für ein zügiges Verfahren sprach sich indessen Bürgermeister Dittmann aus. So befürworte die Bundesregierung, wie in einem neueren Papier erklärt werde, einen Ausbau von Solaranlagen auf Freiflächen. In den Bürgerrunden zur Fortschreibung des kommunalen Klimachutzkonzeptes für Twistetal sei eine große Azeptanz für PV-Anlagen zum Ausdruck gebracht worden, erklärte der Rathauschef.
Genaue Prüfung
Im Rahmen der Bauleitplanung würde der Bau von PV-Anlagen im Freiraum ohnehin geprüft. Im Rahmen der Gesetzgebung des Landes und durch das Solarkatasters sei hier schon viel Vorarbeit geleitstet worden. Ein Kriterientalaog der Gemeinde stelle nicht sicher, dass gebaut werden könne, und erfordere zusätzlich Zeit.
In einer Mitteilung der Landes-Energie-Agentur (LEA) heißt es: „In Hessen gelten ca. 320 000 Hektar landwirtschaftliche Flächen als benachteiligt. Sie machen etwa zwei Fünftel des Acker- und Grünlands aus. Damit die hessische Landwirtschaft auch in Zukunft ausreichend Flächen zur Verfügung hat, begrenzt die Freiflächensolaranlagenverordnung den Zubau von Freiflächen-Anlagen auf 35 MW pro Jahr. Das entspricht einer Fläche von rund 50 Hektar - also nur ein Bruchteil.“
Unterschied zu Konversionsflächen
Zum Vergleich: Im Solarpark Mengeringhausen werden seit gut zehn Jahren 8,8 MWp auf dem ehemaligen Standortübungsplatz produziert. Dieser ist als Konversionsfläche mit einem Umfang von 47 Hektar, 12 ha davon für den Naturschutz, dafür bereitgestellt worden.
In der Gemarkung Nieder-Waroldern geht es um Freiflächen in sogenannten landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten. (Armin Haß )