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Twistetaler Bauunternehmen voll digitalisiert: Bagger arbeiten satellitengesteuert

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Von: Elmar Schulten

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Ein Mann und ein Frau stehen mit elektronischen Endgeräten vor einem großen Bildschirm.
Computergesteuerte Baustellen: Jörg Marpe und Leonie Hohmann arbeiten intensiv an der Digitalisierung des Twistetaler Tiefbauunternehmens. © Elmar Schulten

Die Digitalisierung erfasst alle Bereiche der Gesellschaft und der Wirtschaft. Das ist bekannt. Aber wie lässt sich ein Handwerksbetrieb digitalisieren? Und wie ein Bauunternehmen?

Twistetal - Der Twister Bauunternehmer hat schon vor zehn Jahren konsequent begonnen, möglichst viele Arbeitsprozesse digital zu erfassen. Heute sagt er: Wir haben es fast geschafft. Aber wir haben auch viel Lehrgeld dabei bezahlt.“

Als Vorstandsmitglied der Bauinnung berät der 41-jährige Straßenbaumeister seine Berufskollegen darüber, was alles machbar ist, wie ein Handwerksbetrieb mit moderner Technik Zeit und Geld spart, und wie man junge Mitarbeiter gewinnen kann.

Verbesserungsvorschläge für Software-Entwickler erarbeitet

Marpe hat inzwischen so viel Erfahrung auf dem Gebiet der Baumaschinen-Digitalisierung gesammelt, dass er Software-Entwickler berät. Mit seinem Erfahrungsbericht ist er in diesen Tagen auch auf dem Online-Portal der Deutschen Handwerkszeitung zu finden.

„Sicherer Umgang mit Schippe und Hacke reichen schon lange nicht mehr, wenn man am Bau erfolgreich sein will“, sagt Marpe und zitiert die alte Unternehmer-Weisheit: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“

Bauarbeiter nutzen die Positionsbestimmung per GPS-Signal.
Mitarbeiter des Tiefbauunternehmens Marpe nutzen die Positionsbestimmung per GPS-Signal. © Leonie Hohmann

Für manchen seiner Kollegen höre die Digitalisierung mit der Rechnungsstellung am Computer auf. In seinem Unternehmen sei das nur eine von viele Anwendungen: Von der Angebotserstellung über die Zeiterfassung bis hin zur Maschinendokumentation und Mengenerfassung sei bei ihm alles digital vernetzt.

Baufortschritt dokumentieren

Marpe: „Die Kommunikation mit meinen 50 Mitarbeiter läuft schon seit Jahren über Microsoft Teams, und nicht erst seit Corona.“ Videokonferenzen seien nur ein kleiner Teil dieses Programms. Urlaubsanträge, Krankmeldungen, Teambesprechungen. All das laufe über die gleiche Plattform, an die alle Mitarbeiter angeschlossen seien.

Vorarbeiter fotografieren und dokumentieren auf den Baustellen mit ihren Smartphones den Baufortschritt. Bei Problemen könne man Kollegen zurate ziehen. Defekte Maschinen würden umgehend an die Werkstatt gemeldet, wo dann zügig die Ersatzteilliste vorbereitet werden könne.

Abrechnung, Dokumentation, Kommunikation, alles über die gleiche Plattform

Digitalisierung greift auch beim Straßenbau: Beim Einbau einer neuen Asphaltdecke dokumentiere die moderne Fertiger-Maschine sämtliche verbauten Mengen. Marpe: „Keine Suche mehr nach Lieferscheinen und Stundenzetteln.“

Hochmodern sei bei ihm auch der Einsatz der Bagger organisiert. Bei der Planung einer Kanalverlegung werden die Liegenschaftsdaten und die Informationen über schon im Boden vorhandene Kabel und Kanäle per Handy-Funknetz an den Bagger übermittelt.

Der Baggerfahrer wisse per GPS-Ortung genau, wo er zu graben habe. Das Abstecken mit Pflöcken sei nicht mehr nötig.

Am Ende eines Arbeitstages geht Marpe durch die Online-Berichte und Fotos seiner Mitarbeiter und weiß damit genau, was geschafft und und was noch zu tun ist. Marpe: „Das hat auch was mit Qualitätsmanagement zu tun.“

Technikaffine Mitarbeiter

Ihm sei auf diese Weise schon aufgefallen, dass Arbeiten schlecht ausgeführt worden seien. Und bevor der Kunde noch zum Hörer gegriffen habe um sich zu beschweren sei er als Chef vor Ort gewesen und habe angeordnet, dass alles noch einmal neu gemacht werden solle. Der Kunde habe gestaunt und sei sehr zufrieden gewesen.

Demnächst wolle er seine Firmeninternen Server abschaffen und nur noch Cloud-basiert arbeiten und speichern. Das biete den Vorteil schnellerer Zugriffszeiten auch von den Baustellen und größerer Datensicherheit.

Bei der Umsetzung all seiner modernen Ideen der Unternehmensführung setzt Marpe auf seine junge Mitarbeiterin Leonie Hohmann, die mit ihrem Bachelor-Abschluss in Wirtschaft und Management auch einen Abschluss als staatlich geprüfte Kommunikationswirtin vorweise kann.

Wer sagte denn, dass Videokonferenzen immer ganz ernst ablaufen müssen?

Sie pflegt das IT-System und ist für die gesamte Kommunikation im Unternehmen mit 26 Firmenhandys, vielen Tablet-Computern und intelligenten Baumaschinen zuständig. Sie konnte auch einen 56-jährigen Kollegen zur Benutzung des firmeneigenen Tablet-Computers überzeugen. Inzwischen ist er so begeistert von der Technik, dass er sich privat ein Gerät zugelegt hat.

Kurz vor Weihnachten hat Leonie Hohmann die coronabedingt nötige Online-Weihnachtsfeier der Firma Marpe organisiert. Alle konnten sich zu einer Videokonferenz einwählen.

Es gab ein kleines Unterhaltungsprogramm. Im Vorfeld hatten alle Mitarbeiter ein Weihnachtspäckchen mit Leckereien, Getränken und einer roten Mütze mit weißem Bommel. Wer sagt denn, dass Videokonferenzen immer ganz ernst ablaufen müssen? (Elmar Schulten)

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