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Bürgermeister Hartmut Linnekugel sagt nach 24 Jahren Adieu

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Von: Elmar Schulten

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Symbolische Schlüsselübergabe durch den langjährigen Bürgermeister Hartmut Linnekugel (links) an seinen Nachfolger Hendrik Vahle.
Symbolische Schlüsselübergabe durch den langjährigen Bürgermeister Hartmut Linnekugel (links) an seinen Nachfolger Hendrik Vahle. © Armin Haß

In einem Festakt voller emotionaler Momente und lang anhaltendem, stehenden Applaus ist Hartmut Linnekugel nach 24 Jahren aus dem Amt des Bürgermeisters verabschiedet und sein Nachfolger Hendrik Vahle vereidigt worden.

Volkmarsen – Unter den mehr als 300 Zuschauern und Ehrengästen der Stadtverordnetenversammlung in der Nordhessenhalle waren viele langjährige Wegbegleiter und Freunde Hartmut Linnekugels, darunter auch der Erste Kreisbeigeordnete Karl-Friedrich Frese und der Diemelseer Bürger Volker Becker, deren berufliche Wege sich schon vor vielen Jahren kreuzten.

Mit Linnekugels Wahl 1998 zum parteilosen Bürgermeister von Volkmarsen hat sich dann offenbar das Volkmarser Rathaus zu einer Bürgermeisterschmiede entwickelt, wie Michael Stickeln, der Landrat des westfälischen Nachbarkreises Höxter in seinem Grußwort feststellte. Stickeln hatte seine Karriere als Büroleiter im Volkmarser Rathaus begonnen, bevor er zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Warburg und später zum Landrat gewählt wurde.

Grüße aus den Nachbargemeinden

Neuer Bürgermeister von Warburg ist Tobias Scherf, der lange Jahre Stadtverordneter in Volkmarsen war. Aus der Nachbargemeinde Breuna grüßte Jens Wiegand, der ebenfalls im Volkmarser Rathaus seine Verwaltungsausbildung genossen hat, ebenso wie der frühere Bürgermeister von Borgentreich, Rainer Rauch.

Für die „hervorragende Zusammenarbeit“ im Kreis der vier Nordwaldecker Gemeinden dankten Marko Lambion (Bad Arolsen), Elmar Schröder (Diemelstadt) und Rolf Ledebuhr (Erster Beigeordneter der Gemeinde Twistetal).

„Die größte Baustelle war das Rathaus selbst“

Einen Rückblick auf Linnekugels 24 erfolgreiche Dienstjahre zum Wohle der Stadt Volkmarsen hielten Stadtverordnetenvorsteher Burkhard Scheele und Erster Stadtrat Thomas Viesehon: 1998 seien die Fronten in der Volkmarser Kommunalpolitik verhärtet gewesen. Viesehon: „Die größte Baustelle war das Rathaus selbst.“

Auch deshalb habe Linnekugel damals versprochen, die Stadt aus den Negativ-Schlagzeilen zu holen. Tatsächlich habe sich in den folgenden Jahren eine Erfolgsmeldung an die nächste gereiht. Punkt für Punkt gingen Scheele und Viesehon die Wahlkampfversprechen von einst durch und bestätigten: Die Finanzen seien geordnet, die lokale Wirtschaft gefördert und die Stadtentwicklung beflügelt worden.

Der frische Wind hat der Stadt gutgetan

Unbestrittene Stärke Linnekugels sei seine Bürgernähe. Scheele: „Es gibt wohl nur wenige Bürger, mit denen Linnekugel noch nicht persönlich gesprochen hat“. Als echter Vereinsmeier habe er immer einen kurzen Draht zu den Verantwortlichen gehabt, das kommunalpolitische Klima deutlich verbessert und die Stadtverwaltung modernisiert: Der frische Wind habe Volkmarsen gutgetan, so Viesehon.

„Ihr habt Spuren hinterlassen in Volkmarsen“, stellte der Erste Kreisbeigeordnete Karl-Friedrich Frese in Vertretung des Landrats mit einem freundschaftlichen Blick auf Renate und Hartmut Linnekugel fest. Das Bürgermeisteramt sei eine besondere Herausforderung an der Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung und den Menschen. Hier müssten wichtige Fragen des Zusammenlebens geklärt werden, hier würden Politiker zum Anfassen gebraucht, Macher mit Menschenkenntnis, Geduld und Entscheidungsfreude.

Gutes Gedächtnis und einzigartiges Wiedervorlage-System

Frese: „Man muss die Gesetze kennen und in Zeiten staatlicher Regelungswut die Lücken in den Gesetzen füllen und damit im Sinne der Stadt das Beste tun.“ Auch unter diesen Aspekten sei Linnekugel eine Idealbesetzung für dieses Amt gewesen.

Das bekräftigte auch Ortsvorsteher Hartmut Fischer und bescheinigte Linnekugel ein hohes Maß an Fachwissen, Bürgernähe und Pragmatismus. Bei all seinen Besuchen bei den Ortsbeiratssitzungen sei er stets auf Ballhöhe gewesen. Sein gutes Gedächtnis und sein „noch nicht patentiertes Wiedervorlage-System“ seien legendär.

Feuerwehren bestens aufgestellt

Im Namen der 249 aktiven Feuerwehrleute, 84 Jugendfeuerwehrleute und 69 Bambini sprach Stadtbrandinspektor Kai Wiebusch von einem tiefen Band der gegenseitigen Verbundenheit. Gemeinsam habe man viele schwere und schreckliche Einsätze bewältigt. Das habe die Volkmarser Feuerwehr auch deshalb geschafft, weil sie dank Linnekugel und eines umsichtigen Magistrates sehr gut aufgestellt sei.

Markus Kremper, der als Sitzungspräsident im Volkmarser Karneval und als Organisator der Gewerbeausstellungen in der Nordhessenhalle im Namen der Vereine und der Wirtschaft auf die 24 Dienstjahre des Bürgermeisters zurückblickte, gestand, dass er in der Silvesternacht 1998 auch aus Spaß und Verärgerung über die Stadtpolitik von damals 32 Unterschriften für eine Kandidatur als Bürgermeister gesammelt habe. Dann habe er aber doch sehr schnell erkannt, wie groß das Amt doch sei und dass Linnekugel der bessere Kandidat war.

Alles hängt von Persönlichkeit des Amtsinhabers ab

Per Handschlag hat Stadtverordnetenvorsteher Burkhard Scheele den am 6. März mit fast 83 Prozent der Stimmen gewählten Hendrik Vahle als neuen Bürgermeister verpflichtet. Scheele bot dem neuen Rathauschef im gegenseitigen Respekt gute Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt Volkmarsen an. Gemeinsam Aufgabe aller Stadtverordneten und der gewählten Verwaltungsspitze sei es, zum Wohle der Bürger an einem Strang zu ziehen und nach Möglichkeit auch noch in die gleiche Richtung.

Die Amtseinführung bedeute mehr als nur einen personellen Wechsel an der Spitze des Rathauses, so Scheele. Das Amt des Bürgermeisters biete die Möglichkeit, die Stadt zu gestalten. Alles hänge von der Persönlichkeit des Amtsinhabers ab. Gefragt seien dabei Kraft, Kreativität und Entscheidungsfreude.

Breite Unterstützung im Wahlkampf

Der neue Bürgermeister, der mit Wirkung zum 1. September 2022 die Amtsgeschäfte übernimmt, stellte fest, dass er nach einem Jahr als „Bürgermeister im Praktikum“ wisse, wie groß die Aufgabe sei. Immerhin habe er 19 Jahre im Volkmarser Rathaus eine gute Ausbildung erhalten, sei von Bürgermeister Linnekugel gefördert und gefordert worden. Nachdem er viele Jahre als Kämmerer und seit 2020 als Büroleiter an der Seite seines Mentors gearbeitet habe, sei ihm die Kandidatur etwas leichter gefallen. Dennoch wisse er sehr wohl, wie groß die Fußstapfen seien, die Linnekugel hinterlassen habe.

Vahle dankte seiner erst im Juni angetrauten Frau Carina für ihre Unterstützung bei der Entscheidung zur Kandidatur. Ebenso dankte er den Fraktionen im Stadtparlament für deren Unterstützung im Wahlkampf.

Programmatisch stellte der neue Bürgermeister fest: „Vor uns liegt keine einfache Zeit.“ Die angestoßenen Bauprojekte wie der Kindergartenneubau, der Straßenbau und die Sanierung der Kugelsburg müssten bei rasant steigenden Baupreisen zu Ende gebracht werden.

Große Herausforderungen warten schon

Ungewiss sei derzeit, wie sich die Pandemie und die Gas-Mangellage im Herbst und Winter weiterentwickeln werden.

Fest stehe für ihn, dass die Stadt bei der Energiewende Vorreiter sein und nachhaltige handeln müsse. Sein Ziel sei es, die Lebensqualität in Volkmarsen zu erhalten und auszubauen. (Elmar Schulten)

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