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Badmöbel Kesper: Willinger Parlament lehnt Pläne ab

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Was aus dem Kesper-Gelände wird, ist nach der Entscheidung der Gemeindevertretung unklar.
Was aus dem Kesper-Gelände wird, ist nach der Entscheidung der Gemeindevertretung unklar. © Hans Blossey

B&B-Hotel, Gastronomie, Aldi, Drogeriemarkt und Brücke: Große Pläne gab es für das Badmöbel-Kesper-Gelände. Nach einer Entscheidung des Gemeindeparlaments muss neu sondiert werden.

Mit 15 zu 10 Stimmen hat die Gemeindevertretung die Änderung des Bebauungsplans für das Willinger Gewerbegebiet abgelehnt, die für Realisierung der Pläne auf dem Badmöbel-Kesper-Gelände nötig wäre. Vorgestellt worden war ein Projekt mit Drogeriemarkt, Aldi, Hotel der Gruppe B&B, Gastronomie und Zugang der Brücke zum Bahnhof. Das Unternehmen hatte vergangenes Jahr geschlossen.

Zuerst ging es um einen Aufstellungsbeschluss, betonte Friedrich Wilke (Freie Wähler) – also noch keine abschließende Entscheidung: Gefolgt wären Öffentlichkeitsbeteiligung und Analysen seitens der Gemeinde, bevor Abwägungen und Satzung zur Abstimmung gestanden hätten. „Wenn wir einen Aufstellungsbeschluss fassen, geben wir eine Richtung vor“, befand hingegen Dirk Wilke (FDP) – zu sagen, es würde sich alles im Laufe des weiteren Vorgehens regeln lassen, sei eine Farce.

Badmöbel Kesper: Groß-Gastronomie befürchtet

Der aktuelle Bebauungsplan des Gewerbegebiets schränkt Marktgrößen auf 250 Quadratmeter Verkaufsfläche ein, Hotels wären nach derzeitigem Kenntnisstand nur zugelassen, wenn Geschäftsverkehr wichtiger ist als Erholung. Eine Gastronomie sei aber durchaus erlaubt, auch in größerem Ausmaß als in den vorgelegten Plänen, ist sich Bürgermeister Thomas Trachte sicher. SPD-Fraktionschef Thorsten Kesper teilte die Einschätzung nicht völlig: Versammlungsstättenverordnung und Emissionsschutz gäben der Gemeinde Spielraum, dagegen zu argumentieren.

Zum Willinger Bahnhof soll die Brücke einen Ein- uns Ausstieg bieten.
Eine Fußgängerbrücke zwischen Bahnhof und Badmöbel Kesper in Willingen soll sowohl die Probleme des Wochenendtourismus als auch des Parkplatzmangels lindern. © Wilhelm Figge

Der Hauptgrund für das Nein der SPD sei eine neue Gastronomie im „Epizentrum des Wochenend-Tourismus“. „Tatsache ist, dass es eine schwierige Entscheidung ist“, befand CDU-Fraktionschef Jochen Schmitt – wenn er die fünf Vorhaben einzeln betrachte, könne er den meisten zustimmen. Speziell die Fußgängerbrücke war ein Wahlversprechen, um in von Touristen durchstreiften Wohnvierteln „Druck aus dem Kessel zu lassen“.

Club-Tourismus in Willingen treibt Abgeordnete um

Investor Kay Herrmann und B&B-Vertreter Markus Bornemann hatten das Hotel als günstiges Angebot für eine breite Zielgruppe vorgestellt. „Jeder macht sich sein eigenes Bild – insbesondere über die Gäste, die es dann tatsächlich sind“, sagte Friedrich Engelbracht (Freie Wähler). Das Projekt komme auf die belastende Situation des Party-Tourismus oben drauf – am Standort zwischen Seilbahn und Hauptstraße werde es sich in eben diese Richtung entwickeln.

Die Mehrheit im Gemeindevorstand sehe das anders, erklärte Thomas Trachte. Ein schwerer Fehler wäre es, wegen dieser Gäste gar keine neuen Betten zuzulassen. Das Problem hänge nicht an der Unterkunft der Club-Touristen: „Irgendwo landen die ja heute auch schon.“

„Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“: Diese arrogante Haltung könne Willingen sich nicht leisten, befand Arndt Brüne (FDP): Angesichts des Lagunenbad-Neubaus sei jeder Gewerbesteuer-Zahler wichtig.

Die Fraktionen betonten, dass alle Abgeordneten frei entscheiden. Geschlossen dagegen war die SPD, größtenteils dafür die CDU, FDP und FW zu gleichen Teilen auf beiden Seiten. Es gab drei Enthaltungen.

Rewe und Lidl in Willingen melden Bedenken an

Vertreter von Lidl und Rewe meldeten große Bedenken wegen des Aldis an, berichtete Thomas Trachte: Er schaffe ein Überangebot, das allen Märkten schade. Ein Einzelhandelsgutachten hatte ein größeres Geschäft ausgeschlossen. Als es den Discounter in Usseln noch gab, seien die Kapazitäten nicht schädlich gewesen, so Trachte – Aldi bezeichne sei Entscheidung, den Ort zu verlassen, im Nachhinein als falsch. 

Weiterentwicklung geplant: Erste Schritte zur Erweiterung von Rewe und Lidl wurden gegangen.
Laut Einzelhandelsgutachten ausgelastet ist die Gemeinde Willingen mit Lidl und Rewe im Weltcuport sowie dem Rewe in Usseln. © Wilhelm Figge

Dr. Heiko Seitz, Leiter der Regionalexpansion, warb für das Vorhaben: Es binde Kaufkraft von Einheimischen und Gästen. Und fast alle Gäste kämen am Gelände vorbei, der Leerstand sei nicht schön anzuschauen.

B&B Hotel und Promenade in Willingen: Gespräche gehen weiter

Kay Herrmann, der das Grundstück für Hotel, Gastronomie und Brücke gekauft hat, reagierte enttäuscht: Er sei überzeugt, dass Willingen und ein B&B-Hotel gut zusammen passten. Das zu realisieren, bleibe sein primäres Ziel, auf jeden Fall wolle er etwas auf dem Grundstück entwickeln. 

Die Gastronomie sei nicht Hauptvorhaben gewesen: „Aber wenn ich blockiert werde, kann ich sie nicht ausschließen.“ Was aus der Brücke werde, könne er noch nicht sagen – er könne sie jedenfalls nicht zusagen und so die Optionen für sein Grundstück beschränken. Er stehe weiterhin dazu: „Sollte mein Projekt umgesetzt werden, würde ich die Fläche zur Verfügung stellen.“ 

Das Problem der weiteren Verwendung des Geländes sei nicht gelöst, erklärt Bürgermeister Thomas Trachte auf Anfrage der WLZ. Es werde geprüft, ob das Hotel im aktuellen Bebauungsplan doch zulässig sei. Ziel der Gemeinde sei weiterhin, die Wegparzelle zu erwerben und den Fußgängerweg zum Bahnhof zu schaffen – die Fördermittel müssen dieses Jahr verwendet werden. Nun stehen neue Gespräche an. wf

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