Gas-Mangel: Welche Unternehmen bei einem russischen Lieferstopp am schwersten betroffen wären
Die Gas-Krise trifft auch die deutsche Industrie. Die größten Verbraucher bereiten sich schon jetzt auf einen Lieferstopp vor.
Ludwigshafen/Essen/München – Die Unsicherheiten bei der Gas-Versorgung bereitet der deutschen Industrie große Sorgen. Denn nicht nur Verbraucher sind auf den Rohstoff aus Russland angewiesen. Auch die Chemie-, Stahl- und Autobranche benötigen eine Menge Gas zur Produktion. Daher bereiten sich viele Firmen schon jetzt auf den Worst Case vor – das wäre ein kompletter Gas-Lieferstopp. Aber welche Folgen hätte das für die einzelnen Branchen?
Gas-Stopp: Schwerwiegende Folgen für Chemiekonzern BASF
Die wohl schwerwiegendsten Folgen hätte es für den Chemiekonzern BASF. Allein dieser benötige vier Prozent des deutschen Gasverbrauchs. Wenn die Zufuhr dort unter einen Wert von 50 Prozent sinke, würden die Anlagen abgestellt – dann würde das größte Chemieareal der Welt nach 157 Jahren erstmals stillstehen, erklärt der Baden-Württembergische CDU-Chef Manuel Hagel. In Baden-Württemberg laufe dann innerhalb weniger Wochen auch kein Auto mehr vom Band und die Arzneimittelindustrie werde zusammenbrechen, prognostiziert er.
Aber ist das nur Schwarzmalerei, oder erwartet auch BASF solch drastische Folgen? Tatsächlich erklärte ein BASF-Sprecher gegenüber der Bild, dass „Engpässe in der Gasversorgung und daraus resultierende Beeinträchtigungen oder Stillstände in der Produktion der BASF zu schwerwiegenden Unterbrechungen in vielen Wertschöpfungketten“ der Kunden führen würden. Schließlich beliefert der Konzern die verschiedensten Branchen. Von Landwirtschaft und Ernährung über die Kosmetikindustrie bis hin zu Pharma und Elektronik. All diese Bereiche könnten dann betroffen sein.
Thyssenkrupp: Stahlkonzern bereitet sich auf Gas-Stopp vor
Auch Thyssenkrupp bereitet sich laut Handelsblatt bereits auf den Notfall vor. Doch die Möglichkeiten, dort bei der Produktion Gas einzusparen, seien „nur sehr geringfügig vorhanden“, wie ein Sprecher sagt. Auch eine Umstellung von Erdgas auf Erdöl oder Kohle sei nicht oder nur in vernachlässigbarem Umfang möglich. „Einschränkungen in der Versorgung sind zugleich mit Einschränkungen in der Produktion verbunden, können von uns aber bis zu einer bestimmten Schwelle umgesetzt werden.“ Ein Mindestbezug sei zur Aufrechterhaltung der Produktion aber unverzichtbar. Sonst seien Stilllegungen und technische Schäden nicht auszuschließen.
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Auch Autobranche betroffen: BMW und VW arbeiten an Gas-Sparplänen
Selbst die Autoindustrie ist bereits dabei, sich auf den schlimmsten Fall einzustellen. Die Münchner BMW Group „bereitet sich aktiv auf einen möglichen Gasmangel vor“, erklärt der Konzern gegenüber Bild. Der Autobauer machte auch deutlich, dass Gaseinsparungen für einen begrenzten Zeitraum durchaus möglich wären, „ohne die Versorgungssicherheit der deutschen Standorte zu gefährden.“ Das ganze geschehe in engem Austausch mit den zuständigen Behörden und Institutionen und unter genauer Beobachtung der Lage. Ähnlich geht auch Volkswagen vor.
Eins ist jedoch klar: Im Notfall hat die Industrie das Nachsehen. Denn sie gilt nicht wie private Haushalte, öffentliche Einrichtungen und die Gesundheitsbranche als geschützt. Somit wird ihr bei einer Mangellage als allererstes der Gashahn zugedreht. (ph/dpa)