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„Mutig sein“: Modeunternehmen Gerry Weber führt Vier-Tage-Woche ein

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Von: Patricia Huber

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Gerry Weber bietet seinen Mitarbeitern künftig mehr Freiheiten. Der Modekonzern führt eine freiwillige Vier-Tage-Woche ein.

Halle – Das Modeunternehmen Gerry Weber führt eine freiwillige Vier-Tage-Woche ein. Die Mitarbeiter des Unternehmens dürfen dann in Absprache mit ihren Vorgesetzten jede Woche entscheiden, ob sie an vier oder fünf Tagen arbeiten wollen, wie die Vorstandsvorsitzende Angelika Schindler-Obenhaus der Bild-Zeitung vom Mittwoch sagte. Sie gehe davon aus, dass sich das Modell sowohl für das Unternehmen als auch die Beschäftigten lohne.

Gerry Weber: Arbeitskonzept führt zu hoher Loyalität

„Wir geben unseren Beschäftigten Autonomie und Eigenverantwortung“, sagte Schindler-Oberhaus weiter. „Das empfinden sie als Wertschätzung und das führt zu einer hohen Motivation und auch zu einer hohen Loyalität.“ Sie verwies auf gute Erfahrungen mit einer seit zehn Jahren bestehenden Regelung zum flexiblen Arbeitsbeginn am Morgen.

„Mut und Vertrauen tun immer gut, das ist meine Überzeugung“, sagte die Gerry-Weber-Chefin weiter. Gerade in Hinblick auf den sich verstärkenden Fachkräftemangel sei ihre Empfehlung an Unternehmen, „ruhig mutig zu sein und Neues auszuprobieren“.

Vier Tage oder doch 42-Stunden-Woche? Meinungen gehen auseinander

In Deutschland ging die Diskussion zuletzt in eine andere Richtung: Da war etwa Industriepräsident Siegfried Russwurm, der mit der 42-Stunden-Woche sympathisierte. Oder Gesamtmetallchef Stefan Wolf, der die Rente mit 70 in Spiel brachte. Das Argument: Wenn die Babyboomer bald in Rente gehen und immer weniger arbeitende Bevölkerung zur Verfügung steht, müssen die Verbleibenden länger ran.

Arbeitsforscher Philipp Frey vom Karlsruher Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse hält dagegen: „Natürlich ist es erstmal kontraintuitiv zu sagen: ‚In einer Lage, wo wir eher wenige Arbeitskräfte zur Verfügung haben, verkürzen wir jetzt die Arbeitszeit‘.“ Es gebe mittlerweile aber eine sehr gute Studienlage zu steigender Produktivität bei Arbeitszeitverkürzung. „Volkswirtschaftlich ist es definitiv möglich.“

Wie das funktionieren kann, versucht derzeit eine Studie in Großbritannien herauszufinden. Insgesamt sind an dem Pilotprojekt mehr als 70 Unternehmen beteiligt, die ihren insgesamt über 3300 Beschäftigten zunächst für sechs Monate einen zusätzlichen freien, bezahlten Tag pro Woche gewähren. Zur Halbzeit antworteten 86 Prozent der in einer Zwischenauswertung befragten Unternehmen, sich die Vier-Tage-Woche auch langfristig vorstellen zu können. 88 Prozent gaben an, das Modell funktioniere gut in ihrem Arbeitsalltag. (dpa/AFP)

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