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VW-Chef Diess zieht Fazit nach E-Auto-Urlaub: Ein Satz überrascht dabei - und könnte große Auswirkungen haben

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Von: Thomas Schmidtutz

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Herbert Diess mit dem ID.3: Der VW-Chef ist mit dem E-Auto an den Gardasee gefahren.
Herbert Diess mit dem ID.3: Der VW-Chef ist mit dem E-Auto an den Gardasee gefahren. © dpa/Boris Roessler

VW-Chef Herbert Diess hat mit dem Urlaubstest eines E-Autos das Web in Wallung gebracht. Jetzt hat Diess sein Fazit gezogen. Eine Erkenntnis überrascht. 

Update 18. August, 12.15 Uhr: VW-Chef Herbert Diess hat Wort gehalten. Der Boss des größten Autoherstellers der Welt hatte seiner Fangemeinde auf dem Karriereportal LinkedIn vor gut einer Woche versprochen, nach der Rückkehr aus dem Italien-Urlaub über seine Erfahrungen mit dem vollelektrischen ID.3* zu berichten. Jetzt sind die Werksferien in Wolfsburg vorbei und Diess liefert.

Sein Fazit zum Trip von München an den Gardasee fällt – wenig überraschend – insgesamt positiv aus. Urlaubsfahrten mit modernen Elektroautos funktionierten „schon heute richtig gut“, wirbt der 61jährige im Vorfeld des für den September geplanten Marktstarts des ID.3. Die Autos böten „so viel Komfort“ und führen sich „so souverän, dass der Urlaub schon mit der Urlaubsfahrt in großer Gelassenheit beginnen“ könne.

Das gilt auch für das von vielen gefürchtete Thema Laden, findet der VW-Chef. Die Ladeinfrastruktur zwischen München und dem Gardasee sei „gut ausgebaut“. Man könne unterwegs ganz entspannt einen Kaffee trinken und den ID.3 dabei aufladen, findet der VW-Chef, der auch ein spektakuläres Hydrofoil-Surfboard* am Gardasee testete.

VW-Chef: E-Autos fahren sich viel entspannter als Verbrenner

Insgesamt, resümiert Diess, sei „die elektrische Urlaubsfahrt definitiv entspannter als mit Verbrennern“, was angesichts der Absatzzahlen im Konzern doch einigermaßen überraschend ist. Immerhin entfallen immer noch weit über 95 Prozent der Verkäufe im weltumspannenden VW-Reich auf Verbrenner.

Natürlich hat der VW-Boss auch ein paar Kritikpunkte parat. Die Lade-Infrastruktur, mahnt Diess etwa, müsse weiter ausgebaut werden, wenn „die Menschen nun wie erhofft in Massen auf E-Mobilität umsteigen“.

Außerdem gibt es ein paar Verbesserungshinweise ans eigene ID.3-Team, wenn auch nur – ebenfalls wenig überraschend - zu ein paar Details. Die Entwickler sollten etwa bei der Bedienoberfläche noch ein bisschen nacharbeiten, empfiehlt der Boss. Wer im ID.3 derzeit ein Lied aus einer Playlist überspringen wolle, muss bislang den Schalter nach unten drücken. Er sei sich mit seiner Tochter Caro aber einig, dass es logischer sei, die Pfeiltaste nach oben zu drücken. Außerdem müssten die Ladestationen genauer im Navi-System hinterlegt sein. Gut 200 Meter Diskrepanz, findet der Ingenieur, seien einfach zu viel.

Lenkrad im ID.3: Die Musiksteuerung findet VW-Chef Herbert Diess noch verbesserungsfähig.
Lenkrad im ID3.jpg © LinkedIn/Herbert Diess

VW: Testbericht sorgt für geteiltes Echo

Bei LinkedIn sorgt Diess‘ Fazit für ein geteiltes Echo. Volkswagen gebe „dem Volk den lang ersehnten Wagen an die Hand“, wortspielt ein Nutzer. Nun gebe es „keine Ausreden“ in Sachen Elektromobilität mehr.  Auch für Diess‘ LinkedIn-Offensive gibt es Applaus. Die Initiative sei „echt klasse“. Diess habe Mut gezeigt und die richtigen Entscheidungen für den Konzern getroffen, heißt es.

Andere Nutzer gehen mit dem ID.3 und der Elektro-Mobilität dagegen hart ins Gericht. Die Innenausstattung des ID.3 sei „so gruselig wie bei einem Dacia“, mault ein LinkedIn-User.

Ein anderer Nutzer hält E-Autos ungeachtet der Aussagen des VW-Chefs immer noch für nicht-alltagstauglich. „15 Minuten Ladezeit für 100 Kilometer überzeugt mich als Vielfahrer leider nicht! Mein aktueller VW-Dienstwagen schafft mit einer Tankladung eine Reichweite von fast 1000 Kilometer. Und getankt habe ich in ca. fünf Minuten.“

VW-Chef Diess fährt mit E-Auto und E-Bike in Urlaub: Ein Bild-Detail irritiert

Update vom 13. August, 13.02 Uhr: Am Mittwoch postete VW-Chef Herbert Diess auf dem Karriereportal LinkedIn Fotos von seinem Ausflug auf einem E-Mountain-Bike der konzern-eigenen Motorrad-Marke Ducati. Das Modell namens „MIG-S“ habe ihn neugierig gemacht. Daher habe er es im Urlaub ausprobieren wollen, schrieb der VW-Boss auf seinem Post.

VW-Chef gerät ins Schwärmen – Ducati-Boss ist erleichtert

Das Fazit des Wolfsburger Capo di Capi zur Testausfahrt am Gardasee fällt natürlich positiv aus. Diese Ducati sei „technisch top“ und eine „italienische Schönheit mit viel Liebe zum Detail“, schwärmte der sonst eher nüchterne Manager. Besonders die Möglichkeit, die Sitzhöhe direkt am Lenker zu verstellen, hat es Diess angetan. Auch mit den Fahrleistungen war der Ingenieur happy. Das E-Bike made in Italy fahre sich „fast wie ein Enduro-Motorrad“.

Im Netz sorgte die Trekking-Tour auf dem streng limiertieren und bereits ausverkauften High-End-Bike (Listenpreis: 4581 Euro) für sehr unterschiedliche Reaktionen. Ducati-Chef Claudio Domenicali etwa zeigte sich erleichtert. „Ich bin sehr froh, dass Sie die Ducati MIG-S mögen“, schrieb Domenicali unter den Diess-Post. Damit dürfte die Zukunft der italienischen Motorrad-Marke im VW-Konzern wohl sicherer sein.

Testobjekt: Das E-Bike MIG-S von Ducati über dem Gardasee.
Testobjekt: Das E-Bike MIG-S von Ducati über dem Gardasee. © LinkedIn/Herbert Diess

In einem Interview mit dem Handelsblatt im Sommer 2018 hatte das noch ganz anders geklungen. Ducati brauche „einen Plan für die Zukunft“. Ducati einfach als Motorrad-Ikone im VW-Konzern zu haben, reiche „unternehmerisch jedenfalls nicht aus“, hieß es noch vor zwei Jahren.

VW-Testfahrt: Nutzer wundern sich über saubere Reifen

Andere LinkedIn-Nutzer äußerten dagegen handfeste Wünsche für die künftige technische E-Bike-Entwicklungen im weitverzweigten VW-Konzern. Zu den Vorschlägen gehörten etwa ein Ultra-Leicht-Antrieb oder eine Rekuperationsbremse, damit der E-Bike-Akku auch bergab nachgeladen werden kann.

Für etwas Argwohn bei Usern sorgten allerdings die Fotos vom feuerroten Spassmobil. Die Reifen, merkte ein Nutzer an, seien doch „ziemlich sauber geblieben“ – ganz „anders als das Werbefoto auf der Ducati-Webseite“.  

Ein anderer User zog einen Vergleich von VW und Tesla. „Vorstand VW“, heißt es im Telegramm-Stil „entdeckt (…) das Fahrrad, erfunden im 19. Jahrhundert“. Tesla-Chef „Leon (sic!) Musk fliegt zum Mars – 22. Jahrhundert“. Zwischen beiden Unternehmen lägen damit „3 Jahrhunderte“.

VW-Chef Diess fährt mit E-Auto in Italien-Urlaub: User sehen „Verarsche“

Update: Montag, 10. August., 10.31 Uhr: VW-Chef Herbert Diess hat mit seiner E-Auto-Aktion für ordentlich Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken und im Web gesorgt. Am Donnerstag ist der 61jährige mit seiner Tochter Caro in einem voll-elektrischen ID.3 nach Italien aufgebrochen. Er wolle beweisen, dass man mit einem E-Auto in den Urlaub fahren kann, schrieb Diess auf seinem LinkedIn-Profil.

Allzu viel Risiko wollte der Chef des größten Autobauers der Welt dabei aber wohl lieber nicht eingehen. Denn statt bis in den Süden oder wenigstens an die Adria oder Sardinien ist Diess lediglich bis zum Gardasee gefahren – und das auch noch von München aus. Im Ort Malcesine am Ostufer wurde der ID.3 gesichtet, berichtet das Webportal Teslamag. Damit wäre Diess insgesamt knapp 400 Kilometer unterwegs gewesen. Viele Reisende, die in den Sommerurlaub aufbrechen, legen deutlich längere Strecken zurück.

VW: Ätzende Kommentare in den sozialen Netzwerken

In sozialen Netzwerken sorgt die Mini-Tour für ätzende Kommentare. Mit einem Diesel und einer Tankfüllung, schreibt ein User, käme Diess nicht nur bis zum Gardasee, sondern auch wieder zurück. Andere trauen der Technik im ID.3 nicht so recht. Ob noch ein Begleitfahrzeug mit Ingenieuren und Mechanikern dabei gewesen sei, fragt ein Facebook-User. Ein anderer User hält den Kurztrip an den Gardasee schlicht für „totale Verarsche“. 

Diess zeigte sich in seinem aktuellen LinkedIn-Post mit der Tour über die Alpen dennoch sehr zufrieden. „Wir sind wie geplant & relaxt am Ziel angekommen“, schreibt der Ingenieur. Die Leute „gucken immer wieder neugierig“, viele hätten den ID.3 noch nicht live gesehen. Nach der Rückkehr aus dem Italien-Urlaub will Diess einen ausführlichen Erfahrungsbericht veröffentlichen. Bei den VW-Ingenieuren in Wolfsburg sorgt die als offizielle Erprobungsfahrt deklarierte Tour schon länger für Nervosität (siehe Erstmeldung). Der Stromer im Golf-Format kommt nach massiven Softwareproblemen im September auf den Markt.

Erstmeldung vom Freitag, 7. August, 12.15 Uhr:  - VW-Chef Herbert Diess liebt den öffentlichkeitswirksamen Auftritt. Das gilt für kaum ein anderes Thema so sehr wie für die E-Mobilität. Jetzt geht der 61-jährige bei E-Mobilität öffentlich all-in. Im E-Auto ID.3 ist Diess jetzt von München aus in den Italien-Urlaub aufgebrochen.

Mit der Tour über die Alpen will der VW-Chef beweisen, dass man - allen leidigen Diskussionen um Lademöglichkeiten oder Reichweiten zum Trotz - schon heute in den Urlaub fahren kann, schreibt Diess in einem Blog-Post auf Facebook und dem Karriere-Portal LinkedIn. Die Reise, lässt der Manager die Community wissen, gelte als „offizielle Erprobungsfahrt. Heißt: Der Chef testet selbst“.

VW: Fahrzeug-Erprobung durch Diess macht VW-Ingenieure nervös

In der Konzern-Zentrale in Wolfsburg ist das Unbehagen über die Fahrzeug-Erprobung in freier Wildbahn offenbar ziemlich groß. Ihm sei berichtet worden, dass „der Test einige Kollegen nervös macht, wenn ich das Fahrzeug über zwei Wochen intensiv teste“. Dabei gebe es dafür doch gar keinen Anlass. Der ID.3 mache bei allen Testfahrten einen „sehr guten Eindruck und bekomme tolle Noten“, schreibt Diess.

Und weil er schon mal dabei ist, verbreitet der VW-Chef angesichts des für Anfang September geplanten Marktstarts für den ID.3 auch gleich noch Aufbruch-Stimmung - inklusive Ausrufezeichen: „Das wird super!“

VW: ID3-Testfahrt sorgt in sozialen Netzwerken für Läster-Welle – und viel Zuspruch

In sozialen Netzwerken wird der Enthusiasmus des obersten VW-Testfahrers nicht bedingungslos geteilt. Er solle, schreibt etwa ein User auf Facebook, doch „mal einen Wohnwagen anhängen“. Ein anderer lästert, Diess könnte angesichts der Streckenlänge womöglich versucht sein, den Brenner „mit dem Autozug“ zu bezwingen.

Andere User sehen die Testfahrt dagegen ziemlich positiv. Diess, heißt es in mehreren Posts, predige nicht nur den Wandel zur E-Mobilität, sondern lebe ihn auch vor.

VW: Massive Software-Probleme beim ID.3 sorgten für Verzögerung

Klar ist: Die öffentlichkeitswirksame Italien-Tour kann das E-Mobil im Golf-Format gut gebrauchen. Denn der Marktstart des ID.3 wurde von massiven Problemen bei der Software-Entwicklung überschattet.

Der ID.3 wird im VW-Werk Zwickau gebaut. Zwischenzeitlich mussten allerdings mehrere 1000 Fahrzeuge wegen der Software-Probleme zwischengeparkt werden. Doch inzwischen sollen die meisten Fehler behoben sein. De eigentlich geplante „Augmented Reality-Funktion (AR) und der VW-App-Store stehen aber am Anfang noch nicht bereit. Bei AR bekommen Fahrer zusätzliche Infos aus dem Navigationssystem in der Windschutzscheibe plastisch eingeblendet. Außerdem fehlt zum Start wohl ausgerechnet die Möglichkeit, die Updates via Mobilfunknetz - also over-the-air - eingespielt zu bekommen. Ausgerechnet die Fahrer des Autos, mit dem eine „neue, dynamische Ära in der Welt der Elektromobilität“ beginnen sollte (VW-Eigenwerbung), müssen daher wohl noch mal in die Werkstatt - ganz wie früher.

Volkswagen steckt mitten im Umbau zur E-Mobilität. Jetzt nimmt Konzern-Chef Herbert Diess die eigenen Führungskräfte in die Pflicht. Eine weltbekannte Marke aus dem VW-Portfolio könnte unterdessen dem Image-Umbau zum Opfer fallen*.

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