Hundt: Wirtschaft wird 2011 um gut zwei Prozent wachsen

Berlin - Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt geht für 2011 von einer Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufholprozesses in Deutschland aus. "Der private Konsum wird steigen. Die Dynamik der Auslandsnachfrage wird aber etwas zurückgehen."
"Insgesamt wird die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr um gut zwei Prozent weiter wachsen", sagte Hundt in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.
Im laufenden Jahr rechnen Regierung und Konjunkturforscher mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 3,5 Prozent oder darüber. Damit ist der Einbruch in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise aber noch nicht ganz wieder wettgemacht.
Mit Blick auf die aktuellen Tarifforderungen der Gewerkschaften bis über sechs Prozent mehr Lohn mahnte Hundt zur Zurückhaltung: "Der Aufschwung hat noch nicht alle Branchen und Unternehmen erfasst. Ich warne deshalb davor, die Erwartungen zu hoch zu schrauben." Für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit brauche es "flexible und produktivitätsorientierte Tarifabschlüsse, welche die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Branchen berücksichtigen".
Bereits 2010 haben nach Hundts Einschätzung viele Menschen vom Aufschwung profitiert. "Die Zahl der Beschäftigten steigt, die Kurzarbeit ist weitgehend überwunden, einige Unternehmen leisten Sonderzahlungen oder ziehen Tariferhöhungen vor." Er sei sich sicher, dass die Tarifpartner "unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Lage der verschiedenen Branchen die angemessenen Lösungen finden".
Die volle Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus den EU-Beitrittsstaaten Mittel- und Osteuropas zum 1. Mai 2011 darf nach Ansicht der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) nicht dazu führen, "dass die Zeitarbeit in Deutschland durch Billiglöhne aus dem Ausland diskreditiert wird". Hundt forderte die Bundesregierung auf, den zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften vereinbarten tariflichen Mindestlohn durch Gesetz "auch auf ausländische Zeitarbeitnehmer auszudehnen".
Die von den Gewerkschaften für die Entlohnung von Leiharbeitern verlangte Gleichstellung mit den Stammbeschäftigten lehnte der BDA-Chef ab. Er verwies auf die mit den Gewerkschaften vereinbarten Tarifverträge für Zeitarbeitnehmer. "In diesen Tarifverträgen ist der gleiche Lohn für gleiche Tätigkeit innerhalb der eigenständigen Branche der Zeitarbeit geregelt. Die Bezahlung erfolgt unabhängig davon, in welchem Betrieb der Zeitarbeitnehmer eingesetzt wird." Eine gesetzliche Regelung, welche die Bezahlung des Zeitarbeitnehmers je nach Einsatzort festlegen würde, hält Hundt "für schädlich".
Günther Voss, dpa