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Lufthansa steigt auf Rekordhöhe

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Mit Zukäufen wie jetzt der Fluglinie Austrian Airlines steigt der Lufthansa-Konzern mitrund 100 Millionen Passagiren jährlich auf Rekordhöhe. © dpa

Frankfurt/Main - Die Deutsche Lufthansa steigt mitten in der schwersten Luftfahrtkrise der Nachkriegsgeschichte auf Rekordhöhe. Der jüngste Zukauf der Austrian Airlines (AUA) in Österreich macht die Gruppe zu der mit Abstand größten Fluggesellschaft Europas.

Rund 100 Millionen Passagiere zählten die künftig mehrheitlich zum Lufthansa-Konzern gehörenden Airlines im vergangenen Jahr. Damit überflügelt der Konzern auch Air France/KLM, die rund 74 Millionen Passagiere im Jahr ausgewiesen haben. Weit abgehängt sind Ryanair oder British Airways - die Briten konnten zuletzt nur noch ein Drittel der Lufthansa-Passagiere vorweisen.

Damit hat Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber innerhalb von wenigen Jahren einen Konzern geschaffen, der mit vielen Marken eine dominante Stellung in zahlreichen Ländern hat. Mehr als 100 000 Menschen arbeiten schon heute für den Konzern. Die Flüge unter dem Kranich-Logo machen dabei nur noch gut die Hälfte aller Flüge aus.

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So kamen die Lufthansa AG und die von ihr gesteuerten Regionalpartner auf 57 Millionen Passagiere. Der Billig-Ableger Germanwings zählte knapp 8 Millionen Fluggäste. Die 2007 übernommene Schweizer Swiss steuerte 13 Millionen Fluggäste bei, British Midland kam 2008 auf rund 10 Millionen und Austrian Airlines auf 11 Millionen Passagiere. Beteiligungen wie Brussels Airlines, SunExpress oder JetBlue sind nicht eingerechnet, weil sie nicht mehrheitlich Lufthansa gehören.

Mit den zahlreichen Zukäufen will Mayrhuber, selbst gebürtiger Österreicher, Vorteile etwa beim Einkauf von Flugzeugen oder Kerosin nutzen und der Kundschaft ein breites Angebot aus einer Hand bieten. Auf der anderen Seite hat sich der Konzern seit Mayrhubers Amtsantritt 2003 aus Nebengeschäften - etwa Reiseveranstalter oder Autobahnraststätten - verabschiedet.

Für die kleineren übernommenen Fluggesellschaften gelten die Zusammenschlüsse als Rettungsanker - denn für ein Überleben allein sind sie nach Einschätzung vieler Branchenexperten zu klein. Trotz der Übernahme können sie nun ihre Marke und Identität behalten. Doch rosig ist auch die Welt der Lufthansa angesichts sinkender Passagierzahlen in der Wirtschaftskrise nicht. Bei Austrian Airlines steht zunächst ein harter Sanierungskurs an. So soll fast die Hälfte der Stellen bei den Führungskräften wegfallen.

Bis Mitte kommenden Jahres sollen von insgesamt 7500 Stellen rund 1000 gestrichen werden. “Lufthansa ist eine große Chance für uns. Aber sie ist kein Ruhekissen“, erklärte der AUA-Vorstand. Und auch die jüngst mehrheitlich übernommene British Midland (bmi) steckt tief in den roten Zahlen. So wurde in Medien schon spekuliert, Lufthansa werde bmi bald wieder verkaufen. Lufthansa-Finanzchef Stephan Gemkow betonte, alle Optionen würden geprüft. Und ausgerechnet am Heimatflughafen Frankfurt steht Lufthansa vor neuen Problemen. Seit der Verwaltungsgerichtshof in Kassel vor einer Woche aus Lärmschutzgründen die zunächst erlaubten 17 Nachtflüge kippte, sieht die Frachttochter ihr Geschäftsmodell bedroht.

Wenn es tatsächlich nach dem Ausbau des Flughafens von 2011 an zu einen absoluten Nachtflugverbot kommen sollte, werde Lufthansa Cargo alle 19 in Frankfurt stationierten Frachtflugzeuge abschaffen müssen, kündigte Cargo-Chef Carsten Spohr an. Denn das Modell, dass die Passagiermaschinen im Frachtraum kleine Warenmengen aus vielen Orten nach Frankfurt bringen und diese dann mit großen Fracht-Jets weitertransportiert werden, rechne sich bei einem Nachtflugverbot nicht mehr.

Für Verbraucher könnte die Entwicklung des Luftfahrtgiganten zwiespältig sein. So beüßt etwa der Geschäftsreiseverband VDR die Fusion. “Es ist gut, dass gemeinsame Synergien genutzt werden“, sagte VDR-Chef Dirk Gerdom. “Auf der anderen Seite sehen wir die Gefahr, dass auf Geschäftsreisekunden härtere Zeiten zukommen.“ Denn wenn bestimmte Strecken noch stärker von der Lufthansa-Gruppe dominiert werden, könne dies zu “nachhaltig höheren Preisen führen“.

dpa

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