Tengelmann-Erbe am Matterhorn verschollen: Staatsanwalt schließt Straftat nicht aus

Er brach zu einer Skitour auf, seitdem fehlt jede Spur von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub. Seit Samstag läuft die Suche nach dem 58-jährigen Unternehmer auf Hochtouren - bislang ohne Erfolg.
Zermatt - Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub (58) wird seit Samstagmorgen in der Schweiz vermisst. Eine Sprecherin des Unternehmens teilte am Mittwochmorgen auf Anfrage mit, dass Haub weiterhin in den Alpen vermisst werde. "Die Suchmannschaften vor Ort tun alles, um ihn zu finden", erklärte die Unternehmenssprecherin. Vermisst wird er seit Samstag.
Die Suche geht trotz schlechten Wetters unermüdlich weiter. „Gestützt auf diese Erkenntnisse kann derzeit nicht gesagt werden, ob eine Straftat oder aber ein tragisches Unglück vorliegt“, sagte der Staatsanwalt von Oberwallis, Dominic Lehner, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im schweizerischen Zermatt. Das Suchgebiet sei mit 240 Quadratkilometern riesig, fügte der Chef der Rettungsstation Zermatt, Anjan Truffer, hinzu. Mehrere Hubschrauber seien mit Wärmekameras in der Luft. Täglich seien 40 bis 50 Experten im Einsatz.
Rettungskräfte: Tengelmann-Chef Haub hat noch eine geringe Chance
Die Rettungskräfte haben die Hoffnung, den Tengelmann-Chef Karl Erivan-Haub lebend zu finden, noch nicht aufgegeben. „Wir haben Chancen mit Sicherheit innerhalb der ersten zwei, drei Tage. Wir haben aber auch jetzt noch eine geringe Chance, die muss man realistisch sehen“, sagte der leitende Rettungsarzt, Axel Mann, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Zermatt. „Und darum sind wir auch alle noch voll auf der Rettungsseite engagiert.“
Es habe zahlreiche Überflüge mit Hubschraubern gegeben, Bergungsspezialisten hätten sich auch in Gletscherspalten abgeseilt, sagte ein Mitarbeiter der Polizeistation der Kantonspolizei in Zermatt. „Das Gelände ist sehr schwierig, hochalpin und sehr zerklüftet“, sagte er. Allerdings habe es am Dienstag in dem Gebiet geschneit, was die Suche erschwert habe.

Nach Skitour am Matterhorn: Tengelmann-Chef Haub seit Samstag vermisst
Der geschäftsführende Gesellschafter des Konzerns sei zuletzt in einem Skigebiet nahe des Matterhorns unterwegs gewesen. Am Morgen habe er sein Hotel ohne Begleitung verlassen und sei mit der Seilbahn den Berg hochgefahren, heißt es. Von da an fehle jede Spur des leidenschaftlichen Skifahrers. Von dort aus gibt es Abfahrten Richtung Zermatt und Italien. Es seien zu dem Zeitpunkt andere Skifahrer vor Ort gewesen, aber bislang sei niemand gefunden worden, der den 58-Jährigen gesehen habe, sagte der Mitarbeiter. Zu einer Verabredung am Samstagnachmittag in Zermatt sei Haub nicht erschienen. Sein Handy habe am Samstagabend das letzte Mal ein Signal gesendet.
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Auch auf italienischer Seite lief die Suche bislang auf Hochtouren, wurde aber nun unterbrochen. „Das Wetter ist auf der italienischen Seite zu schlecht, es schneit, die Lawingengefahr ist zu groß“, sagte Adriano Favre, der Leiter der Bergrettungsdienste im Aosta-Tal, dem Schweizer Blatt „Blick“. „Wir mussten die Suche deshalb gestern Nachmittag unterbrechen, bis das Wetter besser wird.“ Es werde auf dem gesamten italienischen Gebiet am Matterhorn gesucht. Man hoffe auf ein Schönwetter-Fenster am Freitag.
Ohnehin gestalte sich die Suche nach Haub als schwierig, erklärte Favre. „Er ist alleine unterwegs und das Gebiet ist riesig. Da es sich um ein Gletschergebiet handelt, ist es möglich, dass er in eine Gletscherspalte gefallen ist.“ Auf schweizer Seite wird aber weiter intensiv gesucht.
Man will die Hoffnung aber nicht aufgeben. „Es kann ein Wunder geschehen, aber das Wetter hilft nicht“, sagte der Sprecher der italienischen Bergrettung, Walter Milan. Ein Problem sei auch, dass Lawinenpiepser - die viele Tourengeher mit sich tragen und die bei der Suche nach Verschütteten helfen - nur eine begrenzte Zeit Signale sendeten.
Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub vermisst: Suchtrupps im Einsatz
Wie blick.ch berichtet, wurden Suchtrupps losgeschickt, um den 58-Jährifgen zu finden, doch bislang ohne Erfolg. Auch die Bergwacht und Helikopter seien unterwegs. Die Wetterbedingungen seien schlecht. Haubs Familie habe sich bereiterklärt, mit einer großen Summe die Suche zu finanzieren.

Haub sei leidenschaftlicher Skirennfahrer und habe am Samstag für die „Patrouille des Glaciers “ trainieren wollen, einem traditionellen Skitourenrennen. Der Großunternehmer lebt mit seiner Familie in Köln. Seit 2000 steht er der Tengelmann-Gruppe vor, gemeinsam mit seinem Bruder Christian Haub. Zu dem Konzern gehören auch Obi, Kik, Netto und Tedi.
Haubs Bruder richtet Brief an Mitarbeiter
Haubs Bruders Christian wandte sich laut Handelsblatt in einem Brief an die Mitarbeiter. „Mein Bruder ist ein sehr erfahrener Skitourengänger und Bergsteiger, so dass wir trotz der Zeit, die inzwischen verstrichen ist, die Hoffnung nicht aufgeben, ihn bald zu finden“. Dennoch stelle sich die Familie auf eine längere Abwesenheit von Karl-Erivan ein. Der Geschäftsbetrieb werde jedoch ganz ruhig und geordnet weiterlaufen.
Karl-Erivan Haub reformierte den Konzern
Der Unternehmer hatte dem Familienimperium Tengelmann in den vergangenen Jahrzehnten seinen Stempel aufgedrückt. Der am 2. März 1960 in Tacoma im US-Bundesstaat Washington geborene Sohn des kürzlich gestorbenen Unternehmers Erivan Haub hatte Ende der 90er Jahre die Führung übernommen und Tengelmann drastisch umgebaut.
Karl-Erivan Haub nahm harte Einschnitte vor. Schritt für Schritt zog er sich aus dem Lebensmittelhandel - der Keimzelle des Unternehmens - zurück. Den Abschluss bildete Ende 2016 der Verkauf der Supermarktkette Kaiser's-Tengelmann. Stattdessen investierte er in den boomenden Online-Handel.
Zu der Unternehmensgruppe gehören unter anderem die Baumarktkette Obi und der Textildiscounter Kik. Die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann verkaufte Karl-Erivan Haub im vergangenen Jahr an Edeka. Von 1969 bis 2000 war der kürzlich verstorbene Erivan Haub Geschäftsführer der Tengelmann-Gruppe. Danach übertrug er die Geschäfte an seine Söhne.
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smu/dpa