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Putin wollte Deutschland in die Knie zwingen – stattdessen schadet er sich selbst

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Von: Robert Wallenhauer

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Wladimir Putins Plan, Europa mit russischem Gas zu erpressen, scheint nicht aufzugehen. Die Gasspeicher sind voller als erwartet. Gazprom leidet hingegen unter den europäischen Sanktionen.

Brüssel/Moskau – Seit gut einem Jahr führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Um den Westen unter Druck zu setzen, drehte Russlands Präsident Wladimir Putin im Sommer 2022 den Gashahn fast komplett zu. Europäische Länder, die lange von günstigem, russischem Gas profitierten, hatten dadurch mit Problemen zu kämpfen – auch Deutschland. Die große Sorge: War die Energieversorgung auch weiterhin sichergestellt? Zum einen waren die Gasspeicher des Landes leer, Heizen drohte zum Luxus zu werden. Doch nach aktuellen Zahlen der Europäischen Kommission scheint Putins Kriegstaktik gegen Europa zu scheitern.

Denn: Die europäischen Länder überstehen den Winter besser als gedacht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Die Temperaturen sind milder als erwartet. Das macht das Gassparen einfacher, für private Verbraucher wie auch die Industrie. Der Ausbau der Infrastruktur zu Flüssiggas (LNG), welches nicht aus Russland kommt, ging europaweit schnell voran. Die Abhängigkeit zu Russland wurde so kleiner.

Russlands Präsident Wladimir Putin spricht am Vorabend des russischen Tages des Verteidigers des Vaterlandes in Luzhniki zu einem Open-Air-Konzert und einer Kundgebung mit dem Titel Ruhm den Verteidigern unseres Vaterlandes.
Russlands Präsident Wladimir Putin spricht am Vorabend des russischen Tages des Verteidigers des Vaterlandes in Luzhniki zu einem Open-Air-Konzert und einer Kundgebung mit dem Titel Ruhm den Verteidigern unseres Vaterlandes. © IMAGO/Sergei Fadeichev/ ITAR-TASS

EU-Beamter: Erfolg bei der Gasversorgung ist Kombination aus Glück und Planung

Die Sicherstellung der Gasversorgung sei eine Kombination aus Planung und Glück, meint ein hoher Beamter der Europäischen Kommission. „Ein großer Teil des Erfolgs ist auf die ungewöhnlich milden Witterungsbedingungen und darauf zurückzuführen, dass China (aufgrund der COVID-Beschränkungen) nicht auf dem Markt war“, so der Beamte gegenüber dem Magazin Politico: „Aber die Verringerung der Nachfrage, die Lagerhaltungspolitik und die Infrastrukturarbeiten haben erheblich dazu beigetragen.“

Die Gasspeicher sind europaweit voller als letztes Jahr befürchtet. In Deutschland sind die Speicher aktuell bis knapp über 70 Prozent gefüllt.

EU Ziele: Gas sparen und Speicher bis November füllen

Auch der Großhandelspreis für Gas sinkt wieder. Im August, als die Gasspeicher gefüllt wurden, bezahlte man 335 Euro pro Megawattstunde (MWh). Mittlerweile liegt der Gaspreis bei 50 Euro pro MWh.

Laut Politico hat die EU ein neues Gasversorgungs-Ziel: Die Gasspeicher in Europa sollen bis November dieses Jahres wieder zu 90 Prozent gefüllt sein. Hilfreich zum Erreichen des Ziels sind mittlerweile fünf neue LNG-Terminals in Europa. Eins in den Niederlanden, eins in Griechenland, eins in Finnland und zwei in Deutschland (Lubmin und Wilhelmshaven). Um das 90-Prozent-Ziel zu erreichen, müsse der Gasverbrauch in diesen Sommer im Vergleich zum Vorjahr weiter gesenkt werden, berichtet das Politik-Magazin.

Russlands Gaskonzern Gazprom leidet unter westlichen Sanktionen

Währenddessen gehen die Sanktionen auf russisches Gas an Russland nicht vorbei. Der Chef des staatlichen, russischen Gaskonzerns Gazprom hat, noch im Dezember vergangenen Jahres, Schwierigkeiten seines Unternehmens infolge des russischen Einmarsches in die Ukraine eingestanden. „Ich möchte gleich betonen, dass sich 2022 natürlich als sehr, sehr schwierig erwiesen hat“, sagte Alexej Miller bei einer Pressekonferenz zum Jahresende in Moskau. Es habe „radikale Veränderungen“ auf den Energiemärkten gegeben.

2021 war Russland über Gazprom der größte Gasexporteur der Welt und der größte Gaslieferant der Europäischen Union. Deren 27 Mitgliedstaaten haben ihre Gaseinfuhren aus Russland seit Ende Februar jedoch nach Angaben aus Brüssel auf unter zehn Prozent ihrer Gesamtimporte reduziert.

Gazproms Einnahmen könnten sich 2023 halbieren

Laut Miller hat Gazprom im vergangenen Jahr 412,6 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert, wovon etwas mehr als 100 Milliarden Kubikmeter für den Export bestimmt waren. Nach früheren Angaben des Unternehmens dürfte die Gasproduktion in 2022 rund 20 Prozent niedriger ausgefallen sein als 2021. Die Ausfuhren außerhalb der GUS-Staaten ging demnach um 44,5 Prozent zurück.

Diese erschwerten Bedingungen setzen sich 2023 fort. Die Einnahmen Gazproms aus Exporten seien im Januar auf 3,4 Milliarden Dollar gesunken. Im Vorjahreszeitraum beliefen sich die Einnahmen noch auf 6,3 Milliarden Dollar. Das ergaben Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters. Die niedrigeren Einnahmen seien auf einen Rückgang der Gaslieferungen nach Europa zurückzuführen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten die Exporteinnahmen von Gazprom für das gesamte Jahr im Vergleich zu 2022 halbiert werden, so die Nachrichtenagentur. (mit afp)

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